"AUF ACHSE"

  • Mit dem Lang-Lkw durch Schweden

    Zwischen Malmö und Stockholm unterwegs :!:

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    Wie effizient Lang-Lkw sind, zeigt JP. VIS & ZN. aus Holland. Täglich fahren die 25-Meter-Kombis zwischen Malmö und Stockholm. Zuvor müssen sie aber in Deutschland auf die Fähre:!:

    Wir stehen auf einem in Nebel gehüllten Pier in Malmö. Es nieselt und es ist kalt. Unser Gastgeber auf dieser Fahrt, Hans van der Gun, ist mit einem Dolly zugange. Den Zentralachsanhänger, der eben noch am Motorwagen hing, hat er zuvor abgekoppelt. Sein Kollege Maarten Nieuwveld, der bislang einen herkömmlichen Sattelzug bewegte, wird den Anhänger nun noch zusätzlich ankoppeln. Derweil rollt eine Terminal-Zugmaschine mit einem Auflieger vom Schiff. Er hat den Weg von Travemünde nach Malmö unbegleitet zurückgelegt. Hans sattelt ihn auf den Dolly auf, der inzwischen hinter dem Volvo-Motorwagen hängt. So entstehen aus vormals drei nun zwei Lastzüge von je 25,25 Meter mit einem Gesamtgewicht von fast 60 Tonnen. :thumbup: Wenn das nicht effizient ist! :thumbup: Wir fahren Richtung Südschweden.

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    Mehr Laderaum bedeutet oft auch mehr Lieferadressen:!:

    Maarten im Scania fährt voraus und wir mit dem imposanten Volvo FH16 hinterher. Hans ist sehr zufrieden mit dem neuen Volvo. "Ich saß vorher auf einem Scania, aber in meinem Herzen war ich immer schon ein Volvo-Mann. Im Betrieb meines Vaters, Guntrans, hatten wir auch immer Volvo und ich bin insgesamt fast 25 Jahre lang einen Volvo gefahren. Der FH16 gibt mir nun das Gefühl, nach Hause zu kommen." erzählt Hans. Von "nach Hause kommen" kann für uns momentan nicht die Rede sein. Wir müssen ja noch abladen. Durch den Zusammenschluss zum Lang-Lkw muss die Abladeplanung durchdacht sein. Obst und Gemüse müssen schließlich rechtzeitig an die richtige Adresse geliefert werden. "Das 'lang fahren' fordert zusätzliche Aufmerksamkeit. :/


    Mehr Laderaum bedeutet oft auch mehr Lieferadressen. Außerdem muss man auch noch auf die Kollegen Rücksicht nehmen, mit denen man im Team arbeitet. Am Ende muss ich ja auch meinen eigenen Anhänger wieder zurückbekommen, wenn wir wieder auf die Fähre nach Deutschland gehen", erklärt Hans. Inzwischen gleiten die Kilometer unter unseren Rädern dahin. In der fürstlich ausgestatteten Kabine des luftgefederten Volvo mit seinen 750 PS spürt man nichts von Auflieger und Dolly. Selbst Steigungen hinterlassen kaum Eindruck. Mehr als einen halben Gang schaltet der FH16 nicht zurück.

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    A true Story

    "Zum Schmunzeln"

    von Lisa-Viktoria Niederberger

    „Hast Angst?!“, sagt Truckerboy zu einer ganz schlimmen Uhrzeit in der Früh, über der Eierspeis’, die wir noch bei ihm zuhause am Couchtisch essen. Und ich frag’, wovor ich bitte Angst haben soll. „Naja. Du bist ja wahrscheinlich einer der wenigen Menschen mit so einem hohen Bildungsniveau, der das überhaupt erleben darf.“

    Am Vormittag

    Ein wenig später unterhalte ich mich am Firmenparkplatz nahe Salzburg schon mit seinen Kollegen, muss mir oft mal das Grinsen verkniffen, weil der eine einfach wie das Ober-Truckerklischee aussieht (Karohemd, fette, prollige Gürtelschnalle, ein Anhänger aus Horn um den Hals, Kamm in der Arschtasche und Clogs mit Kuhfell) und der andere genau so redet, wie ich mir das vorgestellt habe („Hast leicht die Woche die Chefin dabei!“).

    Knappe 4000 km auf dem Beifahrersitz von Truckerboy, von Salzburg nach Wales und wieder retour. Was mich in den nächsten Tagen erwartet? Leben zu zweit, auf wenigen Quadratmetern, ein komplett verrückter Schlaf- und Essrhythmus. Die Illusion des schönen, sauberen und immer verfügbaren Klos. Im Moment noch alles schwer vorstellbar.

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    Lisa-mit-Aussicht-nach-vorne

    Zu Mittag

    Auf einer Raststation in der Nähe von Nürnberg machen wir Pause. Nach 4 ½ Stunden fahren ist eine dreiviertel Stunde Pause gesetzlich vorgeschrieben. Truckerboy kocht Kaffee am Gaskocher. Im Auto. Notiz am Rande: Ich habe seit Kindertagen panische Angst vor Gaskochern, in ein paar Tagen werde ich Kaffee kochen, wie ein Profi. Ich soll mir keine Sorgen machen, es hat ihm eh erst eine Gaskartusche zerrissen in seiner fast zehnjährigen Fahrerkarriere. Irgendwie ist mir fad, so jetzt nach den ersten 350 Kilometern. Truckerboy bittet mich um Geduld, in England dann. In England haben wir dann auch wirklich etwas zum Arbeiten, da kommen die ganzen Lade- und Entladestellen, da ist es mehr als nur Fahren.

    Ich merke an, dass ich meinen Kaffee eigentlich mit Kokosöl trinke, was Truckerboy dazu bringt, sich unglaublich über die Globalisierung und unsere Konsumgeilheit zu echauffieren.

    Am Nachmittag

    Wir sind uns relativ schnell einig, dass es eigentlich eine ziemlich scheiß Jahreszeit für mich ist, um ihn zu begleiten. Es ist Ende November, es wird um halb 5 finster, es ist kalt. Ich versäume die Feierabendbiere draußen am Autohof, da, wo die ganzen Trucker zusammenkommen, wo die Fahrer die Griller auspacken, wo man sich über alles Mögliche austauscht. Die scheiß Arbeit, wo jetzt wieder eine Baustelle oder eine Umleitung ist, wo die Klos am Besten sind. Aber auch, manchmal über das, wie hart es ist. Wie viel man zuhause versäumt, wenn man eine knappe Woche, oder auch zwei, unterwegs ist, so wie es auch Truckerboy tut. Dass es schwierig ist, da Freundschaften aufrecht zu halten, eine klassische Liebesbeziehung undenkbar scheint.

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    Am Abend

    Nach 815 km und zehn Stunden Fahrzeit ist Schichtende und wir schlagen auf einer Tankstelle in Eynatten, an der deutsch-belgischen Grenze, auf. Das Klo ist schon zu, also pinkle ich zwischen die Lastwägen.

    „Ein richtiger Trucker bist du erst, wenn du unter den Aufleger gackst“, sagt Truckerboy und lacht über meinen entsetzten Gesichtsausdruck. Wir trinken belgisches Starkbier und lassen uns von Truckerboys Kumpel dazu überreden, mit ihm auf ein paar Bier in die La Quinta Bar ums Eck zu gehen. Eine ranzige Tschumsn, die tut, als wäre sie eine Szenedisko, wo frustrierte deutsche Hausfrauen auf ungewaschene Trucker spechteln und hoffen, für eine Nacht ein bisschen in die Welt der Fernfahrerromantik eintauchen zu können. Truckerboy sagt, natürlich gehen wir da hin, wenn du schon Milieustudien machen magst, dann richtig. Außerdem darf ich nicht vergessen, dass ich dort dann auch gacken kann.

    „Das kann ich doch nicht auf Kommando!“, sag ich und wieder sagt er „Warts ab. Nach der Woche bist du Truckerqueen und kannst das alles!“.

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    Lisa-als-Trucker

    An der Kasse im La Quinta ist er dann erst mal baff, weil ich französisch spreche und das mit den Eintrittspreisen und den Getränkejetons abkläre. Ich fühle mich, als würd ich zum ersten Mal heute etwas Sinnvolles tun und nicht nur daneben sitzen und mich durch halb Europa kutschieren zu lassen. Das Feierabendbier, bzw. die vier Feierabendbier rinnen trotzdem runter wie nichts. Wir drei hocken an der Bar und richten Leute aus.

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    Lisa-in-der-Truckerbar

    Es ist faszinierend, ich fühl mich wie um 15 Jahre zurückversetzt in die Vergangenheit, auf den Feuerwehrball im Heimatdorf in Oberösterreich. An der Bar stehen die Jungs, das Bier in der Hand, und checken die Mädels ab, die etwas verunsichert und planlos in Kleingruppen auf der Tanzfläche hin und her treten. Nur, dass sie eben alle weit über Vierzig sind, und statt der Bloodhoundgang Umberto Tozzi läuft. Sonst ist alles wie früher, der leichte Hauch von Jägermeister in der Luft, bunte Scheinwerfer, der übertriebene Einsatz der Nebelmaschine, die dir die Tränen in die Augen treibt. Die Frauen, die sich am Klo nachschminken. Sehr schöne Klos übrigens, sauber, abschließbar, mit Klopapier, nur ein bissl Koks auf dem Spülkasten.


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    Als wir um drei zum Truck zurückkommen, dreht Truckerboy die Standheizung auf gefühlte 30°, kriecht in seine Koje und schläft sofort wie ein Stein, während ich versuche, meine Eindrücke zu sammeln. Es ist schon ordentlich schräg, das Leben als Truckerbraut.

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    2 Mal editiert, zuletzt von hisco (4. März 2018 um 18:44)

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    Wir stehen um 8 auf, ich bin nach fünf Stunden Schlaf komplett gerädert, war nachts draußen nur in Mantel und Schuhen pinkeln. Truckerboy ist das gewöhnt, er ist fit, hat schon wieder den Gaskocher in der Hand und kocht Kaffee mit seiner Bialetti.

    Am MorgenX/

    Er schickt mich zur Tankstelle, um für die Übernachtung zu bezahlen, das ist ganz einfach, ich muss mir nur das Kennzeichen merken, sagt er. Das Mädel hinterm Tresen kassiert zehn Euro und gibt mir einen Konsumationsgutschein für das Bistro nebenan. Das hat noch nicht geöffnet. Wir schmeißen uns also wieder ins Auto, pardon, den Truck („ Lisa! Es ist ein Truck, ein Auto ist ein PKW, wir sind kein scheiß PWK!“) essen Mandarinen und Äpfel, der dreifache Espresso wirkt irgendwann und ich kann halbwegs reden, müsste schon wieder aufs Klo. An Brüssel und Gent vorbei fahren wir zur Fähre nach Dünkirchen, das ist die geplante Etappe für heute Vormittag.;)

    Wir haben wir viel Zeit zu reden, Truckerboy erklärt mir die Sache mit den Fahrzeiten und wann Pause gemacht werden müssen: Du hast deine Strecke, die du täglich absolvieren solltest, um pünktlich bei deiner Lade- oder Entladestelle zu sein, oft hast du da auch einen Termin, oder sonstige Termindruck in irgendeiner Form. Die sagen zum Beispiel, sie nehmen nur bis 16:00 Uhr an, und wenn sie Ärsche sind, du um 16:01 kommst, dann hast du Pech.:rolleyes: Unsicherheitsfaktoren hast du sowieso schon genug, Staus, Umleitungen, irgendwelche technischen Defekte, Verzögerungen bei Ladestelle A, sodass du bei Ladestelle B zu spät kommst. Und die Fahrzeit darfst du auch nicht überschreiten. Das sind 2x täglich 4 ½h, vom Gesetzgeber vorgeschrieben, vom Fahrtenscheiber auf die Sekunde mitprotokolliert. Und wenn die überschritten sind, musst du eigentlich sofort stehen bleiben. Auch wenn du nur noch einen Kilometer oder zwanzig Meter bis zum Ziel hast, wurscht. Alles andere wird richtig teuer, wenn sie dich erwischen.:whistling:

    Zitat
    „Ich hätt mir nie gedacht, dass das so ein stressiger Job ist!“, sag ich:!:

    „Das denkt sich niemand“, sagt Truckerboy. „Jeder denkt immer, dass das selbst der ungebildetste Trottel machen könnte. Aber diesen konstanten Termindruck, den musst du nervlich erst mal aushalten!“ Ich stimme zu. :thumbup: Und dann legt er nach: :huh: „Und dann glauben sie alle noch, ich verdiene so viel, mit den Diäten und den Überstunden. Das mag schon sein, dass sich das summiert, aber trotzdem verdiene ich nur nach Kollektiv. Ich brauch Diäten und Überstunden, dass ich so viel verdiene, wie eine Putzfrau.“:thumbdown:

    Aber natürlich, der Lohn ist niedrig. Ob es deswegen auch viel Schmuggel gibt, frage ich und er zuckt mit den Schultern, er schätzt schon. Sagt, von den 300 LKWs die später mit uns in Dünkirchen auf die Fähre fahren werden, haben sicher zwanzig irgendwas Illegales geladen.

    Kontrolliert wird stichprobenartig, in den letzten Jahren mehr auf Schlepperei, als auf Schmuggel.?( Dass es gefährlich ist, man da sehr aufpassen muss. Dass er schon Geschichten gehört hat, von Fahrern, denen die Plane geritzt worden ist, von Flüchtlingen, die sich in Dünkirchen oder Calais auf dem Truck versteckt haben, um nach England zu kommen.:rolleyes:

    Dass du da als Fahrer sofort wegen Schlepperei dran bist, auch, wenn sich da einer ohne dein Wissen zu deiner Ladung schleicht.:thumbdown: Ob ihm so etwas auch schon passiert ist? Nein.

    Aber ein komischer Typ in Ramsgate hat ihn einmal in einem Beisl angesprochen, ob er ihm Koks von Holland nach England fahren möchte, um 15.000 Euro:!:

    „Und?“, frag ich. „Bist deppat, ich verlier nicht meinen Job oder geh gar in den Hefen, nur dass die Briten zu ihrem Stoff kommen!”, sagt er.:|

    Aber dass es viel Geld ist, lächerlich viel, darüber sind wir uns einig, gerade wenn man bedenkt, wie niedrig die Löhne bei den Fernfahrern sind. Und je weiter du in den Osten kommst, desto niedriger werden sie.

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    Zu Mittag^^

    Ich freu mich richtig, das letzte Mal Fähre über den Ärmelkanal ist bei mir über fünfzehn Jahre her. Mit all den anderen LKWS kriechen wir in den Bauch der Fähre. Und plötzlich ist alles stressig. Ich hab mich gefreut, auf den chilligen Kaffee am Sonnendeck, aber Truckerboy belehrt mich eines besseren.:rolleyes:

    Es gibt auf der Fähre einen Bereich, der ist nur für die Trucker, mit Duschen und Essen, man muss das schnell erledigen, sonst sind die Duschen grauslich, das Essen aus. Er geht also duschen, ich nach draußen rauchen, schau mir an, wie das Schiff den Hafen verlässt und lasse mich von den anderen Truckern begaffen, als wäre ich ein Alien.8o

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    Lisa-an-der-Rehling

    Es sind alles nur Männer, viele von ihnen in Jogginghosen, Sicherheitsjacken und Flipflops, die meisten davon Osteuropäer. Truckerboy und ich treffen uns in der Kantine, wo wir es schwer haben, überhaupt noch einen Platz zu finden.X/

    Der Steward schnauzt uns an, weil wir uns beim Buffet selbst bedienen, das Essen ist heiß, Selbstbedienung ist aus versicherungstechnischen Gründen verboten. Man merkt dem Typen an, wie sehr er die Trucker und seinen Job hasst. „Wundert’s dich, schau dich um!“, sagt Truckerboy „Die meisten sind grauslig, fett, stinken und bringen nicht mal ein bitte oder danke raus.“:huh: Ich weiß, was er meint, genauso wie ich es hier sehe, sind die Fernfahrer, die ich bisher kannte, genauso habe ich es mir vorgestellt.:rolleyes:

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    Es gibt eine eigene Dusche für uns Damen. :thumbup: Man muss sich beim Steward den Schlüssel dafür holen. Natürlich ist es keine tolle Dusche, natürlich kleben da Haare :( und es ist seltsam zu duschen, wenn sich der Boden wegen des Wellengangs bewegt. Aber ich habe es besser erwischt, als die Herren.:thumbup: Deren Duschbereich ist immer noch überfüllt, im Vorbeigehen sehe ich einen Mann seinen Penis und seine Achseln komplett ungeniert im Waschbecken säubern.^^

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    Am Abend

    611km waren es heute wieder, :thumbup: wir landen in Watford, nordwestlich von London auf einem Rastplatz. Ich bin mittlerweile sogar zu faul um mir ein Klo zu suchen,:rolleyes: Truckerboy lacht nur mehr, weil ich mich ohne zu Zögern mit meinen Taschentüchern unter den Auflader verziehe. :rolleyes:

    Wir trinken belgisches Starkbier (eiskalt, der LKW hat einen Kühlschrank) und spielen Kochshow. Wir essen aus der Pfanne, Truckerboy mit Gabel, ich mit Löffel, dazu Butterbrote, ein bisschen Gemüse und beobachten währenddessen die anderen Fahrer beim Pinkeln. Fernfahrerromantik pur.

    Die Fotos stammen alle von der Autorin:!:

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    Einmal editiert, zuletzt von hisco (4. März 2018 um 18:44)

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    Truckerboy weckt mich um kurz vor fünf, ich schlafe in der Koje über ihm wie ein Stein. Aber erst, seit ich gelernt habe, die Standheizung auf eine für mich erträgliche Temperatur runter zu drehen oder das Fenster zu öffnen, sobald er eingepennt ist.

    Am Morgen:!:

    Ich brauche nicht einmal Kaffee, um munter zu werden. Der Umstand, dass er während meiner morgendlichen Pinkelsession unter dem Aufleger den Motor startet und ich vor lauter Schreck und Panik, dass er jetzt losfährt und mich zehn Tonnen Kühlschränke (wir sind uns nicht mal sicher, ob es Kühlschränke sind, die wir da durch die Welt fahren) überrollen, reicht vollkommen aus. Mein lautes „Heast, Oida, ham’s dir ins Hirn gschissn?!“ :rolleyes: beweist, wie gut ich mich mittlerweile auch verbal an mein neues Milieu angepasst habe. (Das ist eine Lüge, ich hab schon immer schirch geredet!)

    Wir haben wieder Konsumationsgutscheine bekommen, stopfen uns also beim McDonalds nebenan mit Bacon and Egg Mc Muffins voll. Dass Truckerboy gleich im Anschluss wie ein Narrischer in der Dunkelheit, in strömendem Regen, auf einer Bundesstraße (weil Umleitung) dahinbrettert, hilft meinem Wohlbefinden nicht gerade und führt zu weiteren sprachlichen Eskalationen meinerseits („Oida! Bist hinig! Wildwechsel!“).

    Zurück auf der Autobahn Richtung Norden sind wir wieder glücklich, der Stau ist diesmal nicht bei uns, sondern auf der Gegenfahrbahn. Besonders vor den großen Städten, Leicester oder Nottingham, ist der Berufsverkehr erschlagend.;)

    „Grauslige Vorstellung, oder?!“, sagt Truckerboy. „Da brauchst du wegen dem scheiß Verkehr, vielleicht zwei Stunden in die Arbeit. Wenn ich im Stau stehe, ist es auch scheiße, aber ich bin wenigstens dabei schon in der Arbeit!“. Er lacht:!:

    Ich mache soweit möglich am Beifahrersitz Yoga, schäle Obst und schmiere uns Butterbrote, bin wieder mal froh über unseren langsamen Kübel, weil bei Messer in der Hand auf Autobahn sofort die geschockte Stimme meiner Mutter in meinem Kopf erklingt.

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    Im Radio geht’s um Trump und den Elfenbeinhandel, wir wettern wieder unglaublich über den Überseehandel, die Absurdität davon, dass es für sowas wie Elfenbein heutzutage überhaupt noch einen Markt gibt, während wir uns immer weiter nach Norden hinauf arbeiten. Ich erzähle, wie gestört ich das finde, dass der Grabstein meines Opas aus China billiger war, wie ein regionaler aus Österreich, Truckerboy schüttelt nur den Kopf, ihn „wundert überhaupt nix mehr!“.8o

    Am Vormittag:!:

    Zwei Tage sind wir durchgefahren.:rolleyes: Auf die Minute pünktlich schlagen wir jetzt bei der ersten Ladestelle auf. Ein unscheinbares Firmengelände bei Keighly, einer Kleinstadt nordöstlich von Manchester. Truckerboy steckt mich in eine Warnweste und sagt: „Du kommst jetzt mit“ und führt mich in die Firmenhalle, wo uns auch schon Milly, die zuständige Dame, begrüßt.:|

    Es regnet noch immer, also stelle ich mich bei ihr unter, während Truckerboy die Fracht entgegen nimmt, wir bringen sie gemeinsam mit dem Rest heute noch nach Wales, den Hafen von Holyhead. Und obwohl ich eigentlich beim Laden zusehen möchte, endlich einmal einen Blick in den Aufleger, unter den ich seit Tagen pisse, werfen möchte, bleibe ich bei Milly hängen. Sie bittet mich, ihr die Dokumente zu erklären und ihr beim Ausfüllen zu helfen, sie sind nur auf Deutsch.:thumbup:

    Also habe ich zum ersten Mal irgendwelche Lieferscheine in der Hand, sage ihr, wo der Empfänger und wo der Absender stehen müssen und dann verzetteln wir uns in einer Unterhaltung. Sie erzählt mir von ihrer Tochter, die in München studiert, dem Schwiegersohn aus Bad Reichenhall und dem Sommerurlaub in Salzburg. Lobt mich für meinen Mut und meine Bereitschaft, Truckerboy zu begleiten, :rolleyes: vor allem, wenn man sich erst so kurz kennt, findet es auch „absolutely lovely“, dass die Firma das so problemlos erlaubt.:thumbup:

    Ich sage, dass ich das jetzt schon von vielen Frauen gehört habe, die Fernfahrer daten, dass man sie begleiten kann, anscheinend heißen die meisten Arbeitgeber es gut, die Fahrer sind dann wohl zufriedener und machen einen besseren Job:!:

    Im Hintergrund wuseln immer Truckerboy und der Staplerfahrer herum.?( Ich nehme mir vor: Ab jetzt kein Smalltalk mehr mit netten Damen, ich versäume ja alles. Das Damenklo in der Spedition ist allerdings sehr schön.:thumbup:


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    „Was hast du da jetzt geladen?“, frage ich Truckerboy in der Pause.

    „Kühlschrankgitter“, sagt er und kriecht weiter vor mir auf dem Boden im der Fahrerkabine herum. Es hat uns vorher eine unserer Bierflaschen zerrissen und der ganze LKW stinkt und ist voller Scherben.:whistling:

    „Wow! Kühlschrankgitter.“, sag ich und verschütte fast meinen Kaffee vor Begeisterung. Nicht.

    An Manchester und Liverpool vorbei geht’s wieder zurück in den Südwesten. Irgendwann passieren wir die Grenze zu Wales, man erkennt das daran, dass die Ortstafeln zweisprachig werden. :/ Was da darauf steht, ist unaussprechlich.8o Das Wetter klärt auf, was vor allem an der Küstenstraße sehr schön ist, wir machen uns wieder gegenseitig auf landschaftliche Highlights aufmerksam: Schafe, Kirchen, Burgen und Ruinen, mehr Schafe, Offshore Windparks, lustige Verkehrsschilder („Ich glaub, da stand grad echt: ‘Achtung, Dachse queren’, Sachen gibt’s”) noch viel mehr Schafe.

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    Holyhead-Hafen

    Am Nachmittag:!:

    Wir kommen in Holyhead am Fährhafen an. Es ist einer der westlichsten Punkte von Wales, hier legt die Fähre ab, quert die irische See und legt in Dublin wieder an. Wir fahren zur Hafen Security, nennen unser Kennzeichen und die Trailernummer, bekommen einen Stellplatz zugewiesen und fahren dort hin. Ich bin wieder mal baff, weil das alles so unkompliziert geht, niemand will irgendwelche Dokumente sehen, keiner schaut in den Trailer rein. :thumbup: Dafür sind überall Kameras, Wachpersonal in Warnwesten fährt im Kreis. Wir tuckern über das Hafengelände, Truckerboy findet die ihm zugewiesene Zone, stellt den Trailer ab und ich hab gefühlte drei Fotos gemacht und eine halbe Zigarette geraucht, als er schreit: „Fertig!“X/

    „Wie, fertig?“, will ich wissen, weil ich es nicht glaube, dass es das jetzt gewesen ist. Wir haben diese Ladung jetzt zwei Tage (bzw. ein paar Stunden, man darf ja niemals die Kühlschrankgitter vergessen) mit uns herumgefahren und dann wird die einfach so gleichgültig in einem Hafengelände allein gelassen, keiner kommt, um sie zu kontrollieren, es ist einfach über alle Maßen unspektakulär. Ich bin richtig enttäuscht, Truckerboy lacht nur und fragt mich, was ich jetzt erwartet habe.;) Das kann ich ihm auch nicht sagen.

    „Was tun wir jetzt?!“

    „Duschen!“, sagt Truckerboy, deutet auf ein abgefucktes Gebäude und wirft mir meine knallpinken Plastikflip-Flops aus dem Türkenladen zu. (Es ist gar nicht mal so einfach im November in Salzburg halbwegs günstige Flip-Flops zu finden, nur mal so am Rande)

    Die Dusche ist sauber und heiß und wunderbar, hat leider keine Steckdosen, also bin ich wieder mal mit nassen Haaren draußen unterwegs, ich rechne schon nur mehr mit der schlimmsten Grippe.

    Wir rauchen und schauen über rostigen Stacheldraht, Kräne und Schutt abwechselnd aufs Meer und unseren Truck, der jetzt, nur mehr Zugmaschine ohne Trailer, mickrig, kastriert und einfach nur komplett scheiße aussieht:!:


    „Keine Sorge, der bleibt nicht so!“, sagt Truckerboy und schickt mich spazieren und fotografieren, während er den neuen Trailer sucht und anhängt.:thumbup: Ich klettere also im Hafengelände herum, mache Fotos von Containern, Müll, rostigem Stacheldraht, versuche, mich von den Kameras fernzuhalten, immer in Panik, dass irgendein Security kommt, mich der Werkspionage oder Ähnlichem bezichtigt, mich einkassiert oder noch schlimmer, das Handy, mit dem ich alle Fotos mache, konfisziert. Ich hab zwar die Spiegelreflex mit, sie wäre mir aber zu auffällig. Als dann wirklich einer der Wachmänner auf mich zukommt, bleibt mir fast das Herz stehen, er ist aber nett, sagt mir nur, dass ich aufpassen soll, dass ich nicht von den ganzen Truckern überfahren werde, bittet mich, eine Warnweste anzuziehen.

    Truckerboy winkt auch schon, ich will aber noch nicht weiterfahren, bummle also weiter durch die Gegend, er kommt mich holen, als schon das nächste Hafenpolizeiauto auf mich zugeschossen kommt, das Fenster runtergelassen wird und mich eine Frau anschreit : “What are you guys doing here, wandering around without any higher business!“, Truckerboy to the rescue, murmelt irgendwas von „Trailer“ und „already on our way!“ und zieht mich an der Jacke zum Truck. Wir fahren wieder.

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    Holyhead-Hafen

    „Ist der jetzt leer?!“, frage ich, als wir Holyhead wieder verlassen. Truckerboy nickt und gibt sich mystisch, als ich frage, was da wann und wo wieder reinkommt. Er sagt nur, dass wir morgen drei Ladestellen haben und sagt erstmals das magische Wort: Sammelgut.

    „Was ist Sammelgut!?“, will ich wissen.:whistling:

    „Na, was wird Sammelgut wohl sein, Frau Germanistin!“, lacht Truckerboy und fährt auf engen, hügeligen Straßen durch die Pampa, zu dem Ort, den er heute für unsere Übernachtung ausgesucht hat. Ein Stausee im Snowdonia Nationalpark, sein absoluter Lieblingsort in Großbritannien, er schwärmt davon, seit wir uns kennen. Der Weg dahin führt vorbei an weiteren Schafherden, es müssen tausende Tiere sein, die da hinter verwitterten Steinmauern neben der Straße grasen. Die Strecke wird immer enger und steiler, die Berge ringsum höher. Wir telefonieren nebenbei über die Freisprechanlange mit Truckerboys Kollegen G. Der ist gerade in Tschechien unterwegs und kommentiert alles, was er sieht.

    Generell sind die Trucker echte Waschweiber, :huh: sie telefonieren ständig miteinander, erzählen sich den neuesten Klatsch und Tratsch aus der Firma, von Speditionen und Autohöfen. Der Umgangston ist rau, es geht viel um Weiber.:huh:

    Fortsetzung folgt.  [Blockierte Grafik: https://www.trucker-forum.at/cms/index.php?attachment/28340-1-smiley1110-1-png/]


    Einmal editiert, zuletzt von hisco (5. März 2018 um 19:01)

  • Zitat
    G. unterbricht Truckerboy, schreit: „Wart. Jetzt muss i mi konzentrieren, da kommen jetzt die Nutten!“ :D und lacht und drückt auf die Hupe. Sie ist extra getuned, lässt einen koketten Pfeifton los:!:


    Die Fahrer nennen das Türkenpfeiferl, benutzen es für Frauen. „Da lacht sie!“, sagt G. „ Die ist eine liebe, die steht da immer, die kennt mich, der hupe ich immer.^^ Denen ist ja auch fad, da im allein in der tschechischen Pampa!“. Truckerboy lacht, ich lache auch, sehe darin keinen Sexismus (mehr?) sondern nur einen kurzen Moment der humorvollen Begegnung zwischen zwei Menschen, deren Job scheiße und hart ist, denen ein kleines Lächeln nicht schadet, um sie auch nur für einige Sekunden aus dem Alltag zu reißen.?( Rund um uns türmen sich immer mehr die Snowdonia Berge auf. Der Empfang reißt ab, wir lassen G. Mit seinen Mädels allein.

    Die Fahrer nennen das Türkenpfeiferl, benutzen es für Frauen. „Da lacht sie!“, sagt G. „ Die ist eine liebe, die steht da immer, die kennt mich, der hupe ich immer. Denen ist ja auch fad, da im allein in der tschechischen Pampa!“. Truckerboy lacht, ich lache auch, sehe darin keinen Sexismus (mehr?) sondern nur einen kurzen Moment der humorvollen Begegnung zwischen zwei Menschen, deren Job scheiße und hart ist, denen ein kleines Lächeln nicht schadet, um sie auch nur für einige Sekunden aus dem Alltag zu reißen. Rund um uns türmen sich immer mehr die Snowdonia Berge auf. Der Empfang reißt ab, wir lassen G. Mit seinen Mädels allein.;)

    Am Abend:!:

    Und dann sind wir da. An Truckerboys geliebtem Stausee. Nach ein paar Tagen nur Verkehr und Industrie ist die plötzliche Stille fast erschlagend, aber sehr berührend, der starke Wind zwar kalt, aber richtig wohltuend.

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    Nationalpark


    Wir hüpfen über eine Mauer und kämpfen uns durch moosige Vegetation zum Wasser, klettern auf Steine, rauchen schweigend und genießen einfach nur die Atmosphäre. Es ist wie, aus der Zeit gerissen, auch wenn uns nach zehn Minuten der Hunger zurück in den Truck treibt, es reicht aus, um die Natur vollkommen aufzunehmen, wieder Kraft zu finden.:thumbup:

    Truckerboy brät uns 4 Filetsteaks vom Salzburger Jungrind :thumbup: und Gemüse auf dem Gaskocher, wir trinken wieder belgisches Bier und genießen einfach die Ruhe:!:


    Später wird es stürmisch, kalt und stockfinster. :huh: Rund um uns ist nichts, nur Berge, See und eine Straße, die aber kaum befahren wird. Nur am Hang gegenüber ein einsames Licht. Truckerboy klettert in der Dunkelheit noch einmal zum See um dort unser Geschirr abzuwaschen und als ich später beim Rauchen einem Tier mit der Taschenlampe in die Augen leuchte beschließe ich, dass ich mich nicht mehr nach draußen wage, sondern schlafen gehen muss.:sleeping:

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    Fernfahrer-Fleischeslust:thumbup:

    Es ist 20:00, wir sind 567 Kilometer gefahren und der Wecker klingelt um halb 4.

    Die Fotos stammen alle von der Autorin: Lisa-Viktoria Niederberger

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  • Truckerboys Wecker verabscheue ich mittlerweile wie sonst nichts in der Welt. In der Nacht hat ein mächtiger Sturm über unser Nationalparksparadies hinweggeblasen, ich war dauernd munter, aus Angst vor dem Geröllfeld neben uns. Truckerboy hingegen hat die Nacht im Halbkoma verbracht ^^ („Häh? Was für ein Sturm?“). Es ist vier Uhr morgens.

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    Am Morgen

    Wir machen eine Pinkelpause in Birmingham. Ich geh in der Pyjamahose zur Tankstelle, finde das Klo nicht und muss den 60-jährigen Tankwart fragen. Mein „May you please be so kind and show me where your bathroom is!?“, enlockt ihm ein Lächeln und die kokette Antwort: “Mine is upstairs, actually. And I would gladly show you. But I guess you’d rather prefer the public one. Right behind you it is.“ Und eben jenes Klo ist gemischt, der nette Feuerwehrmann, der dort eben noch seinen Darm entleert hat, hält mir die Klotüre auf, wünscht mir einen schönen Tag.?(

    Wir fahren weiter. Truckerboy steht wieder ordentlich unter Druck, schaut permanent auf die Uhr,:whistling: zählt die Minuten, weil uns schon fast wieder die Fahrzeit ausgeht. „Weißt wie scheiße das ist, wenn die dich da erwischen, wenn du drüber kommst?! Da kommt die Polizei, die kann den digitalen Tachografen bzw. die Fahrerkarte sofort auslesen.:rolleyes: Und dich vor Ort gleich strafen. Und zwar nicht nur jetzt, sondern auch noch 28 Tage rückwirkend!“ :thumbdown: schimpft er.

    Keine Minute zu früh schlagen wir heute bei unserer ersten Ladestelle auf, nur um von denen dort zu erfahren, dass sie Stress haben und keine freie Rampe und gerade keinen Kopf. Wir machen also Pause, kuscheln, kochen im LKW wieder Eierspeise, das Ganze parkend in Innenhof einer Spedition, rund um uns tausende Tonnen an Hülsenfrüchten und getrockneten Obst aus allen Ecken der Welt auf Europaletten.X/

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    wenns-noch-keine-Arbeit-gibt-essen-wir-eben:thumbup:

    Truckerboy pennt, ich rauche gemütlich an ein paar Hundert Kilo Datteln aus der Türkei gelehnt, als mich einer der Mitarbeiter nach draußen schickt, weil Rauchverbot. Vorm Tor treffe ich einen Fahrer aus Ungarn, der seinen LKW auf der Straße geparkt hat und der gerade das Gelände betreten will, von dem Mitarbeiter aber sofort total angestänkert und lautstark vertrieben wird, er soll draußen warten, bis er dran ist. Ich bin mir sicher, er ist vor uns schon dagewesen.?(

    Truckerboy erklärt mir, dass es in England einen sehr großen Unterschied macht, wo man herkommt.;) Er, der Deutsch und Englisch spricht, wird in den meisten Fällen sehr gut aufgenommen, man bietet ihm gelegentlich Tee an, fragt, ob er duschen möchte, führt Smalltalk. Als er sich in einer Spedition einmal erkundigt hat, ob eigentlich alle duschen dürfen, ist ihm dort gesagt worden: Nein. Nur mehr „ihr“. Damit sind die Deutschen und Österreicher gemeint, nicht die Osteuropäer, die haben ihnen nämlich in der letzten Zeit mehrmals hintereinander die Duschköpfe gestohlen.^^

    Generell haben Fahrer aus dem Ostblock oder Ungarn in England einen schlechten Ruf, ich hab’s ja selber gerade erlebt, wie unterschiedlich wir behandelt werden. „Wundert’s dich?“, sagt Truckerboy. „Wenn du hier arbeitest und dann kommen ich und so ein Ungar gleichzeitig. Ich stell mich in ihrer Sprache vor, sag woher ich komm, was ich laden will und sag bitte und danke und frag nett, ob ich aufs Klo gehen darf und dann kommt der Ungar, der ihnen kommentarlos das Handy hinhält, ihnen die Sms mit der Liefernummer zeigt, weil er die Sprache nicht kann, und das wars. Ich bin geduscht und trag Firmenkleidung, der ist ungeduscht und hat Schlapfen an. Wen nimmst du als Erstes?!“

    Zu Mittag:!:

    Über lächerlich enge Landstraßen, vorbei an Obstplantagen, unglaublich niedlichen Steinhäusern und Farmen fahren wir zur nächsten Ladestelle.;) Wir landen bald auf einem Firmengelände, irgendwo, wo Bio Säfte und deren Grundzutaten produziert werden. Der Hof ist voll mit großen Holzkisten, sie sind meterhoch gestapelt und enthalten je nach Box z.B. eine Tonne rote Rüben, Sellerie oder Fenchel. Im Hintergrund zerkleinert eine Maschine Karotten, sie fallen direkt auf die Ladefläche eines Pickups, hinter einem Plastikvorhang werden rote Rüben gepresst, davor stehen riesige Kanister mit dem Saft, sie fassen einen Kubikmeter.

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    Truckerboy und der Staplerfahrer beginnen sofort mit der Arbeit, es geht Hand in Hand, der eine holt die Paletten aus dem Lager, der andere zieht sie mit einem Hubwagen im Trailer dahin, wo er sie möchte und fixiert sie. Als wir uns eine gute Stunde später verabschieden und ich im Auto einen Blick auf die Papiere werfe, wird mir ganz anders.:whistling:

    Auf unserem Truck befinden sich jetzt einige Tonnen Tomatenkonzentrat. Die Tomaten kommen aus Italien, eine kurze Googlesuche zeigt, dass es sich bei dem Namen auf den Papieren um einen großen Gemüse und Getreideexporteur in der Nähe von Pavia handelt.:rolleyes: Nächster Halt der Tomaten: Portugal. Jetzt haben wir hier, auf diesem Hof in Ipswich, das Konzentrat aus eben jenen Tomaten geladen.?( Ob es hier produziert oder nur zwischengelagert worden ist, können wir auch nicht sicher sagen. Wir bringen das Konzentrat nach Oberösterreich, wo dann das Endprodukt hergestellt werden wird. Der Weg, den diese Tomaten zurückgelegt haben, kommt uns beiden unglaublich absurd vor. :/ Wir wettern wieder über die Globalisierung und die niedrigen Löhne in Ländern wie Italien oder Portugal, die es erst möglich machen, dass solche Distanzen zur Verarbeitung zurückgelegt werden.

    Die Fotos stammen alle von der Autorin: Lisa-Viktoria Niederberger

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    Einmal editiert, zuletzt von hisco (6. März 2018 um 18:02)

  • Fortsetzung

    Am Nachmittag:!:

    Es ist mittlerweile halb drei, wir sind seit knapp 10 Stunden unterwegs und haben bis auf ein bisschen Obst noch nicht gegessen. Wir bleiben also vollkommen ausgehungert und fertig bei einem Tesco, der britischen Variante vom Interspar, stehen und geben uns vollkommen unserem Kaufrausch hin. ?( Eine alte Dame spricht uns an, will wissen woher wir kommen, unser Dialekt kommt ihr so bekannt vor. Als wir unsere Herkunft offenbaren, wird sie ganz sentimental, ihr Großvater war Salzburger, sie hat unsere Sprache seit mehreren Dekaden nicht mehr gehört und ist richtig gerührt.

    Obwohl auch hier alles voller Schafe ist, verkauft Tesco an prominentester Stelle das Lammfleisch aus Neuseeland, und ja, natürlich ist es billiger, als das heimische. Wir verzweifeln erneut, versorgen uns mit den Basics: Brot, Bier, Fleisch, Gemüse, Popcorn, Süßes und Chips mit Scampi Geschmack.

    Truckerboy kämpft gegen die Zeit, eine Ladestelle haben wir noch, sie ist zwar nur knappe 40 Kilometer entfernt in Witham, aber uns wird die Fahrzeit knapp und es ist viel Verkehr. :whistling:Und wieder einmal kommen wir auf die Minute genau an und melden uns beim Disponenten.

    Der schreit in seinem Büro gerade mit den Staplerfahrern und hat keine Lust mit uns zu reden, meint, er könnte uns nicht helfen, unsere Ladung wäre noch nicht einmal da,:rolleyes: wir sollen um Mitternacht wieder kommen, aber keinesfalls hier im Hof parken, er erwartet nämlich zwanzig Wägen in den nächsten beiden Stunden. Truckerboy ist das egal, er findet einen Parkplatz, quetscht sich zwischen einen anderen Truck und die PKWs der Mitarbeiter und sagt zu dem unfreundlichen Typen, dass er seine maximale Fahrtzeit bereits erreicht und schon mit der Pause begonnen hat. Der Typ sieht mittlerweile auch etwas entspannter aus und wünscht uns sogar eine gute Pause und eine nette Nacht, und das obwohl es erst Nachmittag ist.^^ Aber das ist egal, Trucker schlafen dann, wenn es ihnen die Arbeitszeit sagt und nicht, wenn es dem natürlichen Rhythmus entspricht.;)

    Die Spedition hat eine Dusche und natürlich darf ich sie benutzen. Ich befürchte Schlimmstes.:whistling:

    Mit voller Blase und der gefühlten Dreckschicht von drei Tagen auf der Haut, wage ich mich in den Duschbereich. Es ist eiskalt in dem Raum, im Klo schwimmt eine frische Wurst von respektabler Größe, das ist umso gschmackiger, weil ich weiß, wer sie hinterlassen hat, nämlich der nette Ungar der neben uns parkt, er ist gerade vor mir rausgekommen.

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    Die Dusche selbst ist voller Haare, Dreck oder Schimmel in den Fugen.=O Als ich gerade die Haare eingeseift habe, geht das heiße Wasser aus und es kommt nur noch eiskalt. :whistling: Ich will schreien. Nachdem die Benutzung des Klos nicht in Frage kommt, pinkle ich unter die Dusche, nur um dann zu erkennen, dass der Abfluss verstopft ist.:huh: Ich stehe also bis über die Knöchel in einer Mischung aus meinem und fremdem Dreck, Schaum und meinem Urin. Zitternd komme ich aus der Duschkabine, wasche meine Füße in dem rasierschaumverkrusteten Waschbecken und flüchte in den LKW, den der wunderbare Truckerboy auf knappe 30° aufgeheizt hat:!:

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    Dusche-des-Grauens

    Lachend und leicht angeekelt hört er sich meine Geschichte von der Horrordusche an, sieht mich schockiert an, als ich plötzlich auf einen Mann draußen zeige und schreie: „Schau, das ist das dumme Ungarn-Arschloch, das zu deppat zum Runterlassen ist!“ X/„Vor ein paar Tagen wärst du mir noch mit der Rassismus Keule gekommen, Schatzilein!“,^^ sagt er. „Mir ist das wurscht, wenn die Leute zu deppat sind zum Scheißen, dann darf ich mich beschweren und da ist mir politische Correctness jetzt im Moment komplett blunzn!“8o Ich erkenne mich selbst nicht wieder, habe das psychische und physische Belastungslimit offenbar erreicht.

    Truckerboy weiß mittlerweile, Essen macht mich wieder lieb und menschlich.:thumbup: Er wirft also den Gaskocher an und ein dickes Steak in die Pfanne. :thumbup: Bittet mich dann um das Gemüse und mich trifft fast der Schlag. Wir, die wir heute schon wieder den ganzen Tag über den sinnlosen Überseehandel, die Globalisierung und die Ausbeutung von Arbeitskräften in Billiglohnländern gewettert haben, haben in unserer Gier einfach ernsthaft Brokkoli und Bohnen aus Kenia gekauft.=O Fucking Kenia! Unser Brokkoli ist also auch über 10.000km weit gereist.:whistling: So lecker er ist, der Beigeschmack ist bitter und hat einen Hauch von Heuchelei im Abgang.:rolleyes:

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    Gegen halb 7, also nach 18 Stunden auf den Beinen, gut 500 km Strecke und zwölf Stunden Arbeit fällt Truckerboy in den Tiefschlaf:sleeping: und als ich uns den Wecker auf 23:45 stelle, möchte ich am liebsten heulen. X(Aber sie haben uns gesagt, unsere Ladung ist ab Mitternacht fertig, also was sollen wir tun.

    „Du bist im Endeffekt als Fahrer nur das Arschloch der Gesellschaft,:| das ist die Realität“, murmelt Truckerboy, als ich mich zu ihm in die Koje kuschle und ihm erkläre, dass ich nicht verstehe, wie er diesen Scheißjob schon so lange aushält.;(

    Die Fotos stammen alle von der Autorin: Lisa-Viktoria Niederberger

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  • Fortsetzung

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    Truckerboy hat vergessen sein Telefon auf leise zu drehen, es hat mich nachts dreimal geweckt, dann er noch einmal, =O weil er beim Pinkeln das Licht im Truck angemacht hat.^^ Als er um Mitternacht aufsteht, gut erholt und frisch motiviert, wieder das Licht aufdreht, werfe ich ihm an den Kopf, dass ein Aufenthalt in Guantanamo mehr Spaß machen muss, als diese Scheiße hier. :rolleyes:

    Mitternacht:!:

    Ich gehe pinkeln, der blöde Ungar nimmt mir wieder das halbwegs saubere Klo weg, :huh: ich versuche ihn mit Blicken zu töten. X/ Dann eine rauchen, es ist windig, eiskalt. Obwohl es Mitternacht ist, ist voller Betrieb in der Spedition, überall wuseln Leute in Warnwesten herum, schreien sich Sachen zu.:rolleyes:

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    Truckerboy schüttet wieder Kaffee in sich rein, lässt mich in Ruhe, während ich meinen Apfel esse. Noch nie, in der Geschichte des Apfelessens, ist ein Apfel so passiv aggressiv gegessen worden.;) Ich bin übermüdet, komplett fertig, mir haut’s die PMS raus, wie noch nie zuvor in meinem Leben und ich möchte meinem Begleiter am liebsten ins Gesicht springen, weil ich so erledigt bin.:whistling: Ich hab immer gedacht, fünf Jahre Nachtgastro haben mich abgehärtet und eigentlich bin ich mir auch sicher, dass ich gut was wegstecke.?( Als Truckerboy mir sagt, dass wir heute einen 15-Stünder machen (also 15 Stunden reine Arbeits- bzw. Fahrtzeit), „damit da endlich mal was weitergeht!“, würde ich mich am liebsten heulend auf den Boden legen, so mies ist meine Stimmung, so kaputt mein Schlafrhythmus.:/:P

    Das magische Wort „Sammelgut“ bedeutet im Endeffekt, dass du lauter Scheiß geladen bekommst, der miteinander überhaupt nichts zu tun hat und der von irgendwo kommt und dann irgendwo hin weiterverteilt wird:!:

    In unserem Fall sind das heute z. B. handgemachtes Geschirr aus Dover für Russland, Kekse, irgendwelche Dekogegenstände, Holz und zig Tonnen anderer Kram. Das alles passt nur in den Trailer, wenn sie das, was wir schon geladen haben (also den Ingwer und die Tomaten und das ganze andere Zeug von gestern) erst wieder ausladen. Jeder Lagermeter muss effektiv genutzt werden. Mit dem Abladen vergehen zwei Stunden. Irgendwann bemerken sie, dass es so, wie sie das möchten, nicht geht. :rolleyes: Truckerboy muss die Plane lösen, den Trailer nun auch noch von der Seite öffnen, um sperrige Holzteile sicher zu verstauen. Es ist windig und kalt, er klettert auf dem Trailer herum, löst Schnüre.


    „Wie machen das die ganzen fetten Fahrer?!“, frage ich.


    „Die haben Leitern! Ich brauche keine Leiter, ich bin cool!“, sagt Truckerboy und lacht.:thumbup: So genervt und verzweifelt auch er über diese Horrorladung ist, irgendwie merke ich, dass es ihm Spaß macht, ihm einen Kick gibt.8o

    Ich koche mehr Kaffee, es ist drei Uhr morgens, und esse Kekse aus einer verbeulten Blechdose, die von der Palette gefallen ist. In einem spontanen McGyver-Moment meinerseits repariere ich den Deckel von Truckerboys kaputtem Kaffeekocher mit einer umgebogenen Haarnadel. Nach dem sechsten Espresso fühle ich mich halbwegs menschlich und kann sogar über Truckerboy lachen,8o als er komplett angeekelt zurück in den Truck kommt, nach meinen Abschminktüchern schreit, weil „ ich Trottel hab die ekelhafte Klobrille da drin angefasst!“.

    Nach über drei Stunden ist die Ladung endlich komplett, wir sind voll bis unters Dach. Man darf maximal 24 Tonnen laden, bei uns sind es jetzt 23.;)

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    Wir machen uns auf den Weg zur Autobahn, das letzte, das ich höre, bevor ich in einen unruhigen Schlaf falle, ist Truckerboys Kumpel G. über die Freisprechanlage, der wieder den Nutten am Straßenrand mit seinem Türkenpfeiferl eine Freude macht.:P

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  • Fortsetzung Tag 5;)

    In der Früh:!:

    Gegen fünf weckt mich Truckerboy, wir sind auf einem Autohof in der Nähe von Dartford, er will hier endlich duschen. Ich komme mit und erstehe im Halbschlaf in einem Laden sackerlweise Essigchips und andere Grausligkeiten als Mitbringel.8o Zurück im Truck schlafe ich sofort wieder ein und werde zwei Stunden später geweckt, als wir in Folkstone in der Warteschlange für den Eurotunnel stehen.:thumbup:

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    Powernap-im-Eurotunnel

    Nachdem bei uns und unserer Ladung alles passt, werden wir durchgewinkt und dürfen uns in die nächste Schlange stellen.:thumbup: Nämlich die für den Zug durch den Eurotunnel. Es ist eine seltsame Prozedur. Truckerboy fährt den LKW auf einen Zug, mit uns zig andere LKWs. Wir steigen aus, es kommt ein kleiner Bus, der uns und die anderen Fahrer aufsammelt und zum Personenabteil des Zuges bringt. Es ist sieben Uhr morgens, alle sind verschlafen, die meisten Fahrer wieder in Jogginghosen, Schlapfen und Sicherheitsjacken, ich selber habe noch die Abdrücke vom Polster im Gesicht. Alles muss zackig gehen, die Busfahrer brüllen Kommandos, wir schleichen in den Zug. Wieder ist alles voller Natodraht und Kameras. Es ist stressig, ein Geschiebe, ich fühle mich komplett unwohl. :whistling: Auch im Zug dann. Einerseits weil wir uns in den nächsten 50 Kilometern meistens 40m unter dem Meeresgrund (!!) befinden und anderseits, weil ich schon wieder die einzige Frau unter knapp hundert Männern bin. Und die wenigen, die nicht schlafen, schauen mich an, als wäre ich ein Eindringling, der in ihrer Domäne nichts verloren hat.

    Als ich von der Toilette komme, macht mich Truckerboy auf einen wunderbaren Umstand aufmerksam: „Schau, jetzt hast du was für deine Memoiren. Kannst sagen, dass du unter dem Meer am Klo warst. Das können nicht viele! Nur die im Uboot.“:P^^

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    In Calais ist es dann plötzlich hell und wieder alles voller Zäune, Kameras und Stacheldraht. Auf den Zäunen, in den Zäunen, unter den Zäunen, damit man nicht darüber springen kann.:rolleyes:


    „Der ganze Natodraht, der ist so Nazi. Den sehe ich und ich denk an Nazis. Überhaupt, auch noch dieses in den Zug gepfercht werden, das ist alles so Nazi!“

    Als wir Calais verlassen, erzählt er mir viel vom Dschungel, dem großen Flüchlingslager. Gemeint ist eine Zeltstadt, ganz in der Nähe, die zu Spitzenzeiten im Sommer 2016 bis zu 9.000 Flüchtlinge beherbergt hat. Letzten Herbst wurde sie aufgelöst.:rolleyes:

    Schlimm war das, sagt Truckerboy. Du hast es gesehen, aus der Entfernung und überall sind Leute gewesen, hunderte. In den Feldern neben der Autobahn, auf dem Pannenstreifen, zum Teil einfach über die Fahrbahn gelaufen.:huh: Ihnen wurde damals vom Dienstgeber gesagt, sie dürfen ab 150 km vor Calais gar nicht mehr stehen bleiben, zu groß die Gefahr, dass sich jemand auf dem Trailer versteckt und sie unwissend zum Schlepper werden.

    Ganze Menschentrauben sind damals auf den Zäunen vorm Eurotunnel gehängt, zwischen dem Stacheldraht, haben die LKWs dahinter beobachtet. „Grauslig war das. Schlimm. Wie in einem Horrorfilm“, erzählt er und zeigt auf einen Haufen Polizeiautos in einem Feld. „Dahinter ist ein ungesicherter Autohof. Deswegen steht da immer Polizei und schaut, dass von den Feldern keiner kommt und sich dort Zutritt verschafft.“ Nur, weil der Dschungel nicht mehr ist, heißt das natürlich nicht, dass es keine Flüchtlinge auf der Suche nach Überfahrt in Calais mehr gibt.:/

    Am Vormittag:!:

    Es ist zehn, wir tuckern gemütlich über die belgische Autobahn. Truckerboy ist seit 10 Stunden im Einsatz und das sprühende Leben, ich hasse noch immer die Welt und mein Leben und den Teufel, der mich geritten hat, ihn zu begleiten. :whistling: Wir essen Popcorn und Chips, etwas Obst. Zeit für eine ordentliche Mahlzeit war heute bisher nicht.?(

    Zu Mittag:!:

    Die zweite 4 ½ -Stunden Fahrtschicht für heute ist vorbei, der Tank leer, also machen wir wieder in Eynatten halt, genau dort, wo wir die erste Nacht verbracht haben und in dieser tollen Disco abgestürzt sind. Truckerboy ballert Diesel im Wert von vierhundert Euro in seinen Tank und ich komme endlich in den Genuss des berühmten Eynatten-Omelettes. Es ist unsere erste Mahlzeit heute – nach 14 Stunden auf den Beinen.:rolleyes: Die Kellnerin ist die selbe, wie am Sonntag und kann sich tatsächlich noch an uns erinnern, was uns beide irgendwie sehr freut.8o

    “Mach doch den C-Schein. Werd mein Co-Chauffeur. Wir wären so das geile Truckerpärchen!“^^:D

    “Ich denke nicht, ich schreib lieber drüber, wie scheiße dein Job ist und versuche das negative Bild, das die Öffentlichkeit von deiner Branche hat, ein bissl zu korrigieren.“:thumbup::thumbup::thumbup:

    „Ja. Des is natürlich a ned bled.“:/

    Am Nachmittag:!:

    … und weil wir ja heute unseren tollen 15 Stunden Tag machen, schmeißt Truckerboy sich noch einmal hinters Steuer und wir fetzen Richtung Deutschland, nur um auf der Höhe von Köln wieder richtig schön im Stau zu stehen. X( Truckerboy und ein anderer Fahrer, versuchen eine Rettungsgasse zu bilden und keiner macht mit.:thumbdown:

    Bald sehen wir, dass es den Stau nur gegeben hat, weil auf der Gegenfahrbahn ein massiver Unfall gewesen sein muss. Da liegt ein LKW mit zerdepperter Windschutzscheibe, der Boden ist voller Löschsand, viel Feuerwehr und Polizei steht herum.

    Kaum sind wir an der Unfallstelle vorbei, hat sich auch der Stau aufgelöst, was Truckerboy erneut zu einem verbalen Ausbruch bringt, weil er der Überzeugung ist, dass es den Stau nur deswegen gegeben hat, weil die Leute langsamer fahren, damit sie ordentlich gaffen können. „Weißt, ich schau ja auch kurz hin. Aber dann schau ich wieder weg und brems doch nicht dafür. Da schau ich hin und wünsch mir, dass mir sowas nie passiert und gut ist’s!“:thumbup:


    In Fernthal bleiben wir stehen, ich benütze die sauberste und wunderbarste Dusche, seit wir Salzburg verlassen haben, zahle liebend gerne 3,50 € dafür. Truckerboy kocht Speckbohnen und Steak, ich bin fast zu müde zum Kauen, zu kaputt um nach dem Essen noch die fünfzig Meter bis zum Klo zu gehen und krieche wieder mal mit Taschentüchern unter den Aufleger. Als ich wiederkomme, schläft er schon. Er ist heute über 18 Stunden munter gewesen, hat davon 15 gearbeitet und ist knapp 640 Kilometer gefahren. Mich wundert nicht mehr, dass es anscheinend genug Trucker gibt, die irgendwelche Aufputschmittel schmeißen.:thumbup:

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    Die Fotos stammen alle von der Autorin: Lisa-Viktoria Niederberger

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  • Lies das mit Genuss ;)

    Aber hinfahren würde ich nicht nach Britannien X/ Und diesen ganzen Grenz - Flüchtlings Horrorszenarien

    Schade... Geo - Topographisch ein Verlust:thumbdown:

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    Wir fahren um 1:40 Uhr. Ich habe mittlerweile kein Zeitgefühl mehr,^^ ich stehe dann auf, wenn Truckerboy sagt und lasse mir im Halbschlaf wie jeden Morgen den dreifachen Espresso in die Hand drücken.:D

    Nachts:!:

    Obwohl ich mir eigentlich am Anfang der Woche vorgenommen habe, mich vollkommen an Truckerboys Rhythmus anzupassen, :rolleyes: nur dann zu schlafen, wenn er es tut, um seinen Arbeitsalltag, die körperliche und nervliche Belastung authentisch erleben zu können, scheitere ich heute kläglich.=O

    Ich bin wohl keine halbe Stunde munter, als ich mich schon nach hinten legen muss und fast die ganze erste 4 ½-Stunden Fahrschicht verpenne.:huh: Nur wenn er abrupt bremst, wache ich kurz auf, merke, dass er wieder mit G. telefoniert, der wie immer seine Lebensweisheiten zum Besten gibt: „Das angenehme am Stau ist, dass man da Busen schauen kann…. da ist eh schon wieder einer!“ Als die Sonne aufgeht, werde auch ich ein bisschen munterer.?( Die Lichtstimmung ist schon sehr toll. :thumbup:Truckerboy sagt, das gleicht viel aus. Die schönen landschaftlichen Dinge, die man sieht. Auch heute ist alles beeindruckend, die Wintersonne, der Nebel.:thumbup:

    Romantisch gehen wir in Hengersberg gemeinsam aufs Klo. Und dann sind wir plötzlich in Oberösterreich.:huh:Das ist für meinen Geschmack und mein Gefühl für Zeit und Distanz viel zu schnell gegangen.:rolleyes: Wie immer, wenn ich die Grenze zu meinem alten Daheim passiere, liegt mir unsere Landeshymne „Hoamatland“ auf der Zunge.

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    Am Vormittag:!:

    Gegen 11 treffen wir bei unserer Entladestelle in Wels ein. Wie immer sind auch dort alle überfordert und haben nicht wirklich einen Plan. Einziger Unterschied zu England ist, dass ich hier alles verstehe, was der Lagerleiter schreit.8o


    Was ihn mehr anpisst, ist nicht klar ersichtlich: Dass er keine Ahnung hat, wo sich die Staplerfahrer alle rumtreiben, :rolleyes: oder dass ihm Truckerboy eröffnet, dass ihre Ware mit all dem anderen Zeug, das wir aus England mitgebracht haben, durchgemischt ist. ^^ Sie dürfen also alles abladen, das, was für sie bestimmt ist, selektieren und den Rest wieder einladen.^^


    Er sagt, wir sollen in einer Stunde wiederkommen. Wir zucken nur mit den Schultern, es ist nicht unser Problem. Wir machen das, was wir immer tun: aufs Klo gehen, Kaffee kochen, Eierspeise essen und rauchen.:thumbup:


    Nach einer gefühlten Ewigkeit an der Rampe frage ich Truckerboy, ob sich da jetzt endlich mal was tut, da hinten.;) „Nein, nix tut sich da, wenn die zu entladen beginnen, das spürst du, glaub’s mir!“, sagt er schulterzuckend und schläft weiter.X(


    Ich schmeiße mich in meine Warnweste und suche den Kontakt zu Mitarbeitern, in der Hoffnung irgendjemand erzählt mir etwas.:rolleyes: Ich sitze mit zwei Staplerfahrern in der Raucherecke in der Sonne, niemand schaut mich mehr komisch an. Wer eine Warnweste trägt, gehört dazu. Reden will allerdings auch niemand mit mir. Jeder raucht nur stoisch und geht dann wieder seiner Wege.:whistling:


    Ein Anruf von Truckerboys Disponenten rettet uns den Tag, wir dürfen jetzt doch alles, was wir geladen haben hierlassen, die ganzen 23 Tonnen, es muss nichts getrennt werden, wir machen keine zweite Entladestelle mehr. Wir sind fertig, es ist vorbei.:thumbup:


    Nach über drei Stunden herumsitzen machen wir uns wieder auf den Weg, hinter uns ein leerer Trailer, vor uns die Berge, der Traunstein glüht in der spätnachmittäglichen Wintersonne, in einer halben Stunde wird es schon wieder dunkel werden.?(

    Am Abend:!:

    Wir wollen einen Wirten. Mit einheimischer toller Kost. In der Nähe, mit einem Parkplatz, denn natürlich geht uns die Fahrzeit schon bald wieder aus.:rolleyes: In einem Kaff in der Nähe von Vorchdorf werden wir fündig. Der Wirt ist nett, erlaubt uns auch über Nacht im Hof stehen zu bleiben und dort Pause zu machen.:thumbup: Und dann stehen wir in einem klassischen oberösterreichischen Landwirtshaus an der Bar und trinken ein großes Bier. :saint:

    Es ist irgendwie ein seltsamer Kulturschock. Das Eggenberger Bier, der Raiffeisenaschenbecher, neben uns der Dorfjäger, der dem Wirten von seinen Problemen mit dem neuen Hochstand erzählt, sich Partezettel zeigen lässt.;) Wir bestellen Schnitzel und Blutwurst, mehr Bier.

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    Es ist urig, nett, ein Nach-Hause-Kommen in jeglicher Hinsicht. Wir bestellen ab jetzt nur noch kleine Bier und freunden uns mit den Männern vom Stammtisch an. :P Natürlich wissen sie, dass der LKW vor der Tür zu uns gehört, sie sind neugierig, stellen viele Fragen, über die Route, die Ladung, den Job allgemein. Wieder, wie ich da eigentlich dazu komme. Ob das nicht unglaublich mühsam ist, für eine Beziehung, wenn einer so viel unterwegs ist beruflich. Das ist nichts, was ich mit fremden Stammtischmännern diskutieren möchte,:rolleyes: darum sage ich nur: „Alles geht, wenn man sich mag.“:saint:

    Truckerboy hat mich schon vor ein paar Tagen gefragt,8o ob ich nicht einfach nächste Woche noch einmal mitkommen möchte.^^ Ich wäre wirklich versucht, ja zu sagen:!:

    ------------------------------------the end----------------------------------

    Die Fotos stammen alle von der Autorin:!:

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  • Für mich ist es besonders faszinierend zu erkennen, wie sehr die Eindrücke und Erfahrungen dieser Mitfahr-Truckerin denen ähnlich sind, die meine Frau damals machte, als sie mich noch auf meinen Reisen begleitet hat - einziger Unterschied: meine Frau saß abwechselnd mit mir hinterm Lenker.:thumbup:

    Brigitte.JPG


    Faszinierend auch, wie ähnlich die Gedankengänge, Erkenntnisse und Überlegungen von Lisa-Viktoria sind. :thumbup: Wenn ich meiner Frau daraus vorlese, seh ich sie immer wieder nicken. ^^ Diese junge Frau macht so ziemlich dieselben Erfahrungen wie meine Frau und ich sie ein paar Jährchen davor schon gemacht haben...
    ;)

    Welcome to Glasgow.JPG


  • Der Hafen Antwerpen ist Ziel unzähliger Lkw-Transporte. Für Fernfahrer ist die Stadt aber ungastlicher geworden:!:

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    Früher soll ja bekanntlich alles besser gewesen sein. Was den Reiz betrifft, in Antwerpen nicht nur Güter umzuschlagen, sondern hier auch mal einen schönen und anregenden Feierabend oder Wartetag zu verbringen, trifft das tatsächlich zu. Früher konnte man Lastzüge im Hafenbereich mit der Nummerierung 1 bis 100 so abstellen, dass man in fünf Minuten zu Fuß ins Zentrum kam. Leider sind diese Flächen der in vielen Großstädten grassierenden Bauwut zum Opfer gefallen, was die Lastwagen zwangsweise in die Ferne des riesigen Hafens vertreibt. Das ist echt schade, denn Antwerpen hat eine sehenswerte Altstadt mit herrlichen Plätzen und einer wunderbaren Kneipenkultur. Dazu kommen Imbissbuden mit leckeren Kartoffelspeisen. Für Feinschmecker gibt es im alten Postamt am Groenplaats noch einen riesigen Lebensmittelmarkt.

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    Wochenende in Antwerpen Stadtbummel mit meiner Frau.

    Größter Stückguthafen der Welt:!:

    Antwerpen ist der zweitgrößte Hafen Europas und der größte Stückguthafen der Welt. :huh: 2015 gingen hier fast zehn Millionen Containereinheiten durch, insgesamt wurden mehr als 200 Millionen Tonnen Fracht be- und entladen.:thumbup: Dafür kamen 14.400 Schiffe vom Meer über den Fluss. :huh: Für den Weitertransport ins Hinterland kommen unzählige Binnenschiffe zum Einsatz. Gigantisch sind auch die weitläufigen Anlagen der Chemieindustrie. Wie in Rotterdam, gibt es auch hier im Hafen ein logisches System mit Nummern, das das Suchen von Firmen erleichtert. Das ergibt Sinn, weil die Hafenfläche über 130 Quadratkilometer und mehr als 400 Kilometer Straßen umfasst. Auch hier verlagert sich, wie weltweit in fast allen Häfen, immer mehr Güterumschlag auf genormte Seecontainer.

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    Im Hafen von Antwerpen

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    Antwerpen hat aber noch reichlich klassische Verladeplätze. Das Leistungsangebot reicht vom Verschiffen alter Fahrzeuge in Richtung Afrika bis hin zu riesigen Anlagen, die über Wendelförderer Bananen löschen, in speziellen Kammern reifen lassen und zum europaweiten Versand fertig machen. Spezielle Terminals dienen dem Umschlag von überdimensionalen und superschweren Stücken. Bis 2010 gab es in der Stadt auch noch ein großes Fahrzeugwerk von Opel, das aber der Globalisierung zum Opfer fiel. :thumbdown: Einen unrühmlichen Spitzenplatz nimmt Antwerpen als Nadelöhr für den internationalen Straßenverkehr ein.:rolleyes: Wer von Nordeuropa nach Südwesteuropa reisen will, kommt üblicherweise hier vorbei.

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    Wochenende im Hafen von Antwerpen...^^

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    Parkverbote und -gebühren am Hafen:!:

    Zusammen mit dem lokalen Verkehr führt das schon fast automatisch an jedem Werktag zu riesigen Staus auf der Autobahn E19, :whistling: die nahe des Zentrums in Nord-Süd-Richtung vorbeiführt. Und das ist noch der Idealfall. Wenn es dann im schlimmsten Fall noch obendrein zu Unfällen kommt, gibt es oft langwierige Staus.:( Eine Alternative zur E19 ist die weitere Westumfahrung. Allerdings werden dort für die Nutzung des Liefsenhoektunnels mit einem Vierzigtonner 19 Euro Gebühren fällig. :rolleyes: Ganz neu seit diesem Jahr ist eine Umweltzone innerhalb des Stadtrings.


    Fahrzeuge mit Abgasklassifizierung bis inklusive Euro 3 müssen einen Tagespass für 38 Euro lösen. Ab Euro 4 entfällt diese Gebühr. Trotzdem muss jedes Fahrzeug bereits im Vorfeld über das Internet registriert werden. Noch nicht so strikt wie in Rotterdam sind die Lkw-Parkverbote. Unser Tipp ist der kürzlich renovierte Total Truckstop mit der Orientierungsnummer 730 (Antwerpsebaan 105) im Norden des Hafens. Die Parkgebühr für einen der rund 100 Plätze beträgt 10 Euro.


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    Hafen Impressionen Antwerpen

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    Einmal editiert, zuletzt von hisco (5. April 2018 um 16:12)

  • Lkw-Fahren in Nordamerika unterscheidet sich stark von dem in Europa. Reglementiert ist der Fahreralltag jedoch auch:!:

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    Lkw-Fahren in Nordamerika und in Europa – das sind zwei grundsätzlich verschiedene Paar Stiefel. ^^ Die Trucks der Neuen Welt sind länger, es gelten andere Gesetze, es gibt eine extra Verkehrssünderkartei für Lkw-Fahrer und eine für Unternehmer.:whistling: Das Verhältnis von Zugmaschine zu Auflieger bei den Unternehmen entspricht einem Verhältnis von drei zu eins und sehr häufig zieht man Trailer nur von A nach B. Selber aufladen, abladen oder gar Palettentauschen, das gibt‘s nicht – um nur einige wenige Unterschiede zu nennen. ;) 

    Doch die Zeiten der großen Freiheit für Amerikas Trucker, als man sich mit Aufputschmitteln vollstopfte und in 72 Stunden den Kontinent durchquerte, sind schon lange vorbei. :rolleyes:Ab Dezember 2017 sind elektronische Fahrtenschreiber, die sogenannten Elogs, Pflicht. Bereits heute setzen vor allem große Firmen Elogs im Truck ein. Auch das flotte Cruisen mit 80 mph (128 km/h) steht vor dem Aus. ?(

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    Ontario und Quebec haben bereits die Begrenzer auf 105 km/h gesetzt, :whistling: und in den USA finden die ersten Anhörungen im Senat zur Begrenzung auf eine Höchstgeschwindigkeit von 65 mph, also 105 km/h, statt. In der Branche geht man davon aus, dass der Spaß in spätestens vier Jahren vorbei ist. Die Zeiten wandeln sich und mit ihnen ebenso das Fahrverhalten der Trucks. Dabei sind vor allem dank Daimler und Volvo die Lkw besser geworden: euro­päi­scher, komfortabler, leiser und sparsamer. :thumbup: Sie bremsen sogar ein wenig besser als früher. :thumbup: Automatisierte Getriebe haben sich durchgesetzt, Standheizung und -klimaanlage sowie Stromgenerator sind mittlerweile Standard.:thumbup:"Lediglich das Prinzip der Bezahlung hat sich nicht verändert. ;) Bezahlt wird pro gefahrene Meile, Zuschläge gibt’s unter anderem fürs Laden, Umsatteln und für Wartezeiten."

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    Fortsetzung folgt....1. smiley1110[1].png

    Einmal editiert, zuletzt von hisco (15. März 2018 um 15:02)

  • Fortsetzung

    Stressfreiere Arbeit:!:

    "Vor allem aber ist das Arbeiten als Lkw-Fahrer hier viel stressfreier als in der Alten Welt." Es gibt jedoch regionale Unterschiede. Fahren an der Ostküste bedeutet mehr Hektik. Die Staus zu Stoßzeiten sind dort schier endlos:huh:. Die Highways sind noch dazu oft eng und holprig, die Truckstops ab sechs Uhr abends brechend voll. Auch in Chicago herrscht immer Stau. :whistling:

    Der Mittlere Westen wiederum ist topf­eben, also stinklangweilig.?( Nur der Westen zeigt sich so, wie es sich europäische Fahrer vorstellen.:thumbup: Dort gibt es einsame Wüsten, trostlose Käffer und die Rocky Mountains mit Passstraßen bis auf 3.300 Meter Höhe hinauf. Aber auch im Westen treten immer mal gigantische Staus wie die in Los Angeles auf den bis zu 16-spurigen Highways auf.

    Zehn Jahre sind meine Frau Rita und ich jetzt als Teamtrucker unterwegs und haben in dieser Zeit mehr als drei Millionen Kilometer abgespult. Wir fahren derzeit für Canexpress und transportieren vor allem Fleisch nach Kalifornien und Arizona sowie Fleisch für Mexiko, das wir jedoch an der Grenze mexikanischen Kollegen überstellen.

    Mexikanische Trucks dürfen nicht innerhalb der USA arbeiten und US-amerikanische beziehungsweise kanadische Trucks dürfen nicht nach Mexiko. Das verhindert Billigkonkurrenz. :thumbup:

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    Aufsatteln rund um die Uhr:!:

    Wer bei großen Verladern laden will, der muss immer ausreichend leere Auflieger bereitstellen. Firmeneigene Shunter Trucks übernehmen die Beladung und du kannst 24/7, also rund um die Uhr, aufsatteln.:thumbup: Das ist angenehm. Nach dem Aufsatteln kommt die Waage. Nicht nur das Gesamtgewicht muss stimmen, sondern auch die Achslastverteilung. Wenn’s nicht passt, heißt es umladen oder abladen. Ausnahmen und Diskussionen gibt es nicht.

    Die Verzollung an der Grenze zwischen Kanada und den USA ist ein weiteres kompliziertes Kapitel. Mal fehlt ein Komma, mal der Sachbearbeiter, mal wurden die Bestimmungen geändert. Der Grenzer fragt nach Geld, Waffen, Alkohol. Die Einfuhr von Zitrusfrüchten ist verboten. Ein Rindfleisch-Sandwich darf man noch vor den Augen des Grenzers verzehren, nach Amerika einführen darf man es aber nicht. Gleich nach der Grenze wartet die Fleischbeschau. Sie ist Pflicht für alle Fleischtransporte. Etwa jede zehnte Ladung wird abgeladen und geprüft. Unsere Ladung geht nach Oakland. Bis dorthin sind es rund 2.100 Kilometer. Zwei Tage später ist Abladetermin, ein lockerer Trip für ein Team. Doch Teamfahren muss man mögen. Während der eine fährt, muss der Beifahrer schlafen können.;) Das setzt großes Vertrauen voraus.:/ Und man muss mit seinem Partner rund um die Uhr, drei Wochen am Stück, gut auskommen.

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    Gemüse aus Salinas:!:

    Als Rückladung werden wir Gemüse in und um Salinas laden. Der County (Landkreis) Salinas nennt sich stolz die Salatschüssel Amerikas. Laut Handelskammer produziert diese Region jährlich für etwa zwei Milliarden US-Dollar Salat und für weitere vier Milliarden Dollar sonstiges Gemüse. An Spitzentagen laden hier bis zu 4.000 Trucks.:huh: Es gibt in der Region unzählige große und kleine Kühlhäuser und es erfordert eine gute Ortskenntnis, um das richtige Kühlhaus zu finden, sowie Spanisch-Kenntnisse, denn dort arbeiten vornehmlich Hispanics. Warme Kleidung ist ebenfalls nötig, weil der Fahrer das Laden im Kühlhaus überwachen soll und auf die Gewichtsverteilung achten muss. Sonst heißt es: umladen! An den seltenen Regentagen, wenn nicht geerntet werden kann, staut sich der Verkehr. Ein riesiges Lkw-Chaos ist die Folge. Wir hatten einmal an einem Freitagmorgen in Salinas eine Lkw-Panne. Sie ließ sich wegen fehlender Ersatzteile bis Montagabend nicht beheben. So konnten wir uns auf Firmenkosten die San Francisco Bay bis runter nach Pebble Beach ansehen. Es gibt keinen schöneren Ort für eine Panne! :thumbup:

    Quelle: https://www.eurotransport.de/news/abenteuer…ka-8793900.html

  • Mit einem schicken Lastwagen in ein unbekanntes Land fahren?

    Auf nach Marokko, sehr gerne doch, :thumbup: Zumal, wenn das Reisemobil ein Volvo FH16 mit 750 PS ist.:thumbup:

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    Um Marokko als Land des Straßentransports ranken sich wilde Legenden. Früher war der Anteil von westeuropäischen Frächtern am Nordafrikageschäft größer, doch auch hier ist der Trend zur Ausflaggung in billigere Länder unaufhaltsam. :/ Aber es gibt ein paar Unermüdliche, die sich trotzdem behaupten – so wie Rupert Kirmayr aus Schemmerberg bei Biberach. Der selbstständige Unternehmer fährt im Auftrag eines Logistikdienstleisters eine regelmäßige Linie nach Casablanca,:thumbup: die die Nachfrage der Marokkaner nach Fahrzeugersatzteilen namhafter Hersteller bedient. Ein enger Freund von ihm, Achim Geiger, hat Rupp, wie ihn alle Kollegen nennen, für einige Tage abgelöst und den Auflieger für die nächste Reise vorgeladen. So starten wir frisch an einem Dezembernachmittag in Biberach. ;)

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    Nachtfahrt durch Spanien:!:


    Dank unserer beider Fahrerkarten können wir ordentlich vorwärts drängen,:thumbup: fast ohne Unterbrechungen ziehen wir durch bis in den legendären Grenzort La Jonquera in Spanien. Es ist eine verrückte Stadt, die vom Lastwagenverkehr lebt, von ihm aber auch regelrecht überflutet wird. Mit Glück finden wir auf dem kostenpflichtigen Sicherheitsparkplatz noch eine Fläche und schlafen eine Runde.:rolleyes: Danach gibt es leckeres Fleisch vom Grill. Noch schnell ein paar Einkäufe, dann folgt die nächste Nachtschicht, nun durch Spanien.^^ Unterwegs bleibt viel Zeit zum Erzählen: Rupp stammt aus der Landwirtschaft, hat das in seiner Heimat bei Schrobenhausen gelernt, bevor er anfing, mit Stroh und Heu zu handeln. Dafür brauchte er eigene Transportkapazität, und so kam er zu seinem ersten eigenen Lastwagen, einem Mercedes SK 1838. Fortan war er mit dem Dieselvirus infiziert, und da Rupp alle Arten von Tieren liebt, entschied er sich, eine eigene Zugmaschine als Viehtransporteur bei der Allgäuer Fachspedition Röck einzusetzen.


    Hier hat er die wildesten Reisen erlebt, auch damals schon nach Nordafrika, aber er kam auch in so exotische Gegenden wie das damals noch sozialistische Gruselreich Albanien oder in die fernen Weiten von Sibirien. 2006 hatte Rupp in Rostow am Don das Pech, einem unbeleuchteten Lastwagen aufzufahren.:huh: Dadurch wurde die Kabine seines Volvo übel deformiert und hatte keine Frontscheibe mehr. Das hielt ihn aber trotz spätherbstlicher Temperaturen knapp über null Grad nicht davon ab, 4.000 Kilometer auf eigener Achse heimzufahren:whistling: – eingepackt in die Altkleidersammlung einiger mitleidiger Kollegen und nur noch von der Sitzheizung gewärmt. Mit diesem Stunt hat es Rupp damals sogar in die Bildzeitung geschafft.^^ Am frühen Vormittag kommen wir da an, wo Europa aufhört, in der Hafenstadt Algeciras. Doch anstatt sich auszuruhen, macht sich Rupp erst mal an die Reinigung seines Lastzugs. Trotz härtester Einsätze und fast vier Jahren Laufzeit sieht der nämlich immer gepflegt aus. Um elf Uhr geht es auf eine der Fähren, die ständig über die Straße von Gibraltar pendeln. Im Hafen von Tanger nutzen wir die fällige Verzollung für eine 24-Stunden-Pause.:thumbup:


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    Am Straßenrand rauscht das farbenfrohe Bild eines kleinen Marktes vorbei.

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    Konsequentes Vorgehen gegen blinde Passagiere:!:

    Zwei Sachen hat Rupp immer dabei: Katzenfutter und Schokoladentafeln. Mit ersterem erfreut er die hungrigen Vierbeiner, die sich in teils arg verwildertem Zustand überall herumtreiben. ^^ Und eine Süßigkeit zwischendurch lässt manchen Zweibeiner etwas umgänglicher und hilfsbereiter werden.^^ Im Café des Zollhofes sprechen wir mit jungen Marokkanern, die gehört haben, dass man sich in Deutschland dumm und dämlich verdienen könne. Bei 20 Prozent Jugendarbeitslosigkeit scheint das Fernweh hier groß. Verblüfft nehmen sie unsere Schilderungen von den hohen Lebenshaltungskosten in Deutschland zur Kenntnis. Und dass ein Familienvater bei uns mehrere tausend Euro pro Jahr nur für Energiekosten verdienen muss, hatten sie auch noch nicht bedacht. Wir lassen sie nachdenklich zurück. Aber nicht nur die Marokkaner, auch viele Migranten aus den südlicheren afrikanischen Ländern blicken von dieser Küste sehnsuchtsvoll in den Norden.:rolleyes: Im Hafen gehen die Uniformierten aber konsequent gegen blinde Passagiere vor. Wir beobachten, wie sie ziemlich ruppig drei Illegale aus der Kanalisation ziehen. :huh: Auch die Röntgenanlage für die das Land verlassenden Fahrzeuge ist hochmodern und die Kontrollen sind streng. Am Abend machen wir uns auf in Richtung Casablanca.

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    Spätabends rollen wir schließlich in die Metropole, die mit 3,6 Millionen Einwohnern ungefähr die Größe von Berlin hat. Wir landen in einem hässlichen Industriegebiet, in einer zwielichtigen Straße. Doch Nacht- und Parkplatzwächter gibt es dank niedrigster Löhne reichlich – wieder wechselt eine Tafel Schokolade ihren Besitzer.^^ Am Morgen gilt es, den Auflieger in einen engen Hof zu schieben. Das Abladen geht erfreulich schnell. Wir gönnen uns danach an einer schlichten Bude ein Frühstück aus Brot mit Rührei und Pfefferminztee. Danach geht es durch ein hektisches und lärmendes Verkehrsgewimmel Richtung Süden aus der Stadt hinaus. Die Kontraste sind heftig: prächtige Gebäude und schlichte Hütten, fette Autos und armselige Karren, sichtbar wohlhabende Menschen und erbärmlich aussehende Heimatlose.:rolleyes: Auch Richtung Marrakesch bleibt die Autobahn zunächst recht langweilig, daneben zieht endloses Ackerland vorüber. Ein großer Teil des Lastwagenverkehrs wird mit Zweiachsern japanischer Herkunft bewerkstelligt und die Fahrer sind sehr kreativ, was die maximale Ausnutzung ihrer Ladekapazität betrifft.

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    Mit 40 Tonnen weiter nach Avignon:!:

    Später, endlich, erfüllt sich mit dem Näherkommen des großen Atlasgebirges auch die Vorstellung der wilden Strecken hier – zumal, wenn man wie viele Kollegen die mautfreie Landstraße wählt, die neben der Autobahn entlang führt. Südlich der Bergkette durchqueren wir den Stadtrand von Agadir, noch eine Stunde geht es weiter.:rolleyes: In der Ferne liegt Mauretanien, wo Rupp auch schon mit seinem Volvo war, rund 3.000 Kilometer von Tanger hinunter! Am nächsten Morgen wartet schon eine Ladung Cocktailtomaten für die französische Stadt Avignon auf uns. Die produzierende Firma ist modern und wird von ganzen Brigaden verschleierter Frauen am Laufen gehalten, die weniger als einen Euro pro Stunde verdienen.:huh:

    Yalla, yalla – auf, auf! Fürs Rumstehen ist keine Zeit. Kaum ist das Laden erledigt, machen wir wieder los – und jetzt, mit satten 40 Tonnen, kann der 16-Liter-Motor seine urgewaltige Kraft demonstrieren.^^ Es ist ein Genuss, damit Steigungen glattzubügeln und langsame Laster mit enormem Geschwindigkeitsüberschuss nach hinten zu sortieren.:thumbup:

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    Tausend Kilometer weiter erreichen wir wieder Tanger, setzen über, treiben die Fuhre durch Tag und Nacht,:rolleyes: entladen die Tomaten, laden wiederum Salat für den Münchner Großmarkt:thumbup:. Eins steht fest: Der Trip nach Marokko wird mir unvergessen bleiben. :P

    Quelle: https://www.eurotransport.de/news/abenteuer…ir-9834736.html


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    Alt und neu treffen sich in dem lateinamerikanischen Land: Der feuerrote R4 läuft noch.

    Trucker in Kolumbien dürfen arbeiten, so lange sie wollen.^^ Sie schlafen im Hotel und sind oft mit uralten Fahrzeugen unterwegs.:huh: Ein halber Bremsbelag ist kein Problem, solange die Motorbremse noch funktioniert.:whistling: Ein Bericht aus einem Land, das gerade seinen Frieden sucht.

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    In den Regionen, in denen Zuckerrohr angebaut wird, sind diese Road-Trains eine gängige Kombination.

    Wenn in den vergangenen Jahren in europäischen Medien von Kolumbien die Rede war, ging es meist um Drogenkartelle oder den jahrzehntelangen Bürgerkrieg. Erst gegen Ende des Jahres 2016 machte das lateinamerikanische Land positive Schlagzeilen: Der Bürgerkrieg endete mit einer Waffenruhe zwischen der Regierung und der linksextremen FARC-Guerilla. Wenig später wurde der amtierende Präsident Juan Manuel Santos wegen seines Engagements mit dem prestigeträchtigen Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die Ernüchterung folgte kurz darauf, als die Kolumbianer in einem Referendum den Friedensvertrag mit knapper Mehrheit ablehnten, vor allem wegen des geringen Strafmaßes für die Ex-Rebellen. Im Zuge eines neu formulierten Friedensvertrags ließ sich die FARC schließlich bis Herbst 2017 entwaffnen.

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    Die Straßen sind in den gebirgigen Landesteilen ein abenteuerliches Auf und Ab, dem die Bremsen nicht immer gewachsen sind. Es gibt zahlreiche Unfälle.

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    Freundliche Neugier: Der Beifahrer will wissen, wer da fotografiert, und dann auch mit aufs Bild.

    Dass der Frieden hält, ist den Kolumbianern zu wünschen. Denn das Land hätte einen friedlichen Neuanfang bitter und vor allem schnell nötig.:/ Der Bürgerkrieg hat viele Kräfte und ökonomische Ressourcen gebunden.:whistling:

    Wer Arbeit als Trucker findet, hat zwar einen harten Job, kommt aber üblicherweise gut zurecht.:thumbup:

    Wobei man das Fahrzeug nicht als Maßstab für die Qualität des Berufs nehmen darf – auch mit einem Oldtimer lässt sich in Kolumbien noch gutes Geld verdienen.:thumbup:

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    Wie kommt ein DDR-Lastwagen nach Kolumbien, in eine triste Werkstatt südlich von Sincelejo? Alte Laster sind hier wahrlich keine Seltenheit, doch ein S 4000 ist eine Überraschung.

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    Die alten Mercedes-Hauber sind in Lateinamerika noch vielerorts anzutreffen, aber selten so gut gepflegt wie das Exemplar des selbstfahrenden Unternehmers Gustavo.

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    In den Werkstätten geht es in der Regel sehr robust zu.

    Die meisten Trucker beherrschen ihr Handwerk und meistern die engen, gebirgigen Straßen mit großer Gelassenheit und Präzision,


    auch wenn sie in bestimmten Abschnitten stundenlang kaum einmal über Tempo 30 hinaus kommen.:rolleyes: So wie Cesar Correa, der seit 27 Jahren als Lkw-Fahrer arbeitet und seinen Truck kurz vor Bogotá noch einmal waschen lässt. Mit dem acht Jahre alten International macht der verheiratete Vater von zwei Kindern in der Woche rund 2.000 Kilometer, er liegt also ungefähr im kolumbianischen Durchschnitt.:whistling:

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    Kolumbien weißt starke topografische Unterschiede auf. Viele der zentralen Straßenverbindungen bestehen aus anspruchsvollen Steigungen bzw. Abfahrten. Das Straßennetz Kolumbiens umfasst 141.374 km, das Schienennetz ist mit weniger als 900 km praktisch zu vernachlässigen.

    Fortsetzung folgt:  1. smiley1110[1].png

    2 Mal editiert, zuletzt von hisco (5. April 2018 um 17:11)

  • Fortsetzung

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    Trucker in Kolumbien dürfen arbeiten, solange sie wollen. Sie schlafen im Hotel und sind oft mit uralten Fahrzeugen unterwegs. Ein halber Bremsbelag ist kein Problem, solange die Motorbremse noch funktioniert. Ein Bericht aus einem Land, das gerade seinen Frieden sucht.

    Viel mehr Verkehrsopfer als in Deutschland:!:

    Trucks mit Fernverkehrs- beziehungsweise Schlafkabinen gibt es in Kolumbien so gut wie nicht.:rolleyes: Auch Correa weiß, dass der Beruf nicht ungefährlich ist, dass es viele Unfälle gibt. In Bezug auf die Verkehrsopfer weist das südamerikanische Land mit jährlich circa 17 Toten pro 100.000 Einwohner einen ungefähr vierfach höheren Wert aus als Deutschland.:whistling: Schuld daran ist neben schlechtem technischem Zustand die generell anarchische Fahrweise, wobei sich die Busfahrer als besonders wahnwitzig hervortun.

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    Einen Großteil des überregionalen Straßennetzes hat die Regierung an private Konzessionäre vergeben, die mit kernigen Mautgebühren Kasse machen.

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    So ist z. B. auf der Straße von Cali Richtung Medellin schon nach 35 Kilometern die erste Maut fällig: Für einen der gängigen 6-Achser sind das 38.500 Pesos (ca. 12 Euro).

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    Starke Landflucht in Kolumbien:!:

    Die República de Colombia ist das viertgrößte Land Lateinamerikas und mit einer Fläche von etwas mehr als 1,1 Millionen Quadratkilometern mehr als dreimal so groß wie Deutschland. :huh: Die Einwohnerzahl beträgt 48 Millionen. Wie in vielen anderen Schwellenländern gibt es eine starke Landflucht, die in Kolumbien durch den langen Bürgerkrieg verstärkt wurde, der zahlreiche Binnenflüchtlinge in die Ballungszentren geschwemmt hat. Die größten Städte sind die Hauptstadt Bogotá mit rund acht Millionen Einwohnern im Großraum, Medellin (3,7 Mio.), Cali (2,4 Mio.) und Cartagena de Indias (1 Mio.).

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    Sie spielen in einer anderen Liga, den betagte Kenny, den José Florez zusammen mit seinem Sohn wartet.:thumbup:

    Am Wochenende muss noch geschmiert werden, für viele Fahrer vergeht zudem selten eine ganze Woche, in der sie sich nicht um die Technik ihrer Trucks kümmern müssen.:rolleyes: Auch José Florez bereitet zusammen mit seinem Sohn an einem Sonntag den alten CAT-Motor im Kenworth – Baujahr 1984 – für die kommende Woche vor. Der zehnjährige José-Jeffrey ist begeistert bei der Sache, wann immer es geht, begleitet er seinen Papa auf Tour. :thumbup:

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    Mit einem umgemodelten Bus fahren Juan und Darwin über die Berge und verkaufen säckeweise Maiskolben.:thumbup:

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    Vor einigen Jahren seien die Geschäfte schlecht gegangen, jetzt laufe es dagegen wieder prächtig und sein Laster sei bestens in Form. :P Sein Kollege Juan stößt in das gleiche Horn: "Der ist wenigstens schon bezahlt", lacht der Fahrer des bunten Vehikels, das als Verkaufstruck über die Berge schnauft und bei jedem Stopp nach einem kräftigen Schluck Wasser verlangt. Zusammen mit seinem Beifahrer Darwin hat Juan den Oldie bis unter das Dach mit Säcken voller Maiskolben beladen, wie viele Tonnen der betagte Motor bewegen muss, will man gar nicht wissen. Angeblich ist der Chevrolet Baujahr 1950. :huh: Vor über 20 Jahren, erzählt der Fahrer, sei der Motor gründlich überholt worden. :thumbup:

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    Viele Regionen Kolumbiens sind von undurchdringlichem Regenwald bedeckt oder liegen in schwer zugänglichen Bergregionen.:rolleyes: Gibt es dort etwas über weitere Strecken zu transportieren, wird die Fracht auf Pferden oder Maultieren zu einem Umschlagplatz gebracht und auf Lastwagen verladen.;)

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    Die Kurzhauber wurden in Brasilien gefertigt und von dort über den ganzen Kontinent verteilt. Gustavo transportiert mit seinem Oldie Vieh.

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    Der Kenny, der einem Patron gehört, zieht einen Kippauflieger in einer für Kolumbien typischen Konfiguration: Die Mulde ist zweigeteilt und im vorderen Bereich als Seitenkipper ausgeführt. Die rückwärtige Hälfte kippt dagegen nach hinten ab. 350 Kilometer sei die durchschnittliche tägliche Fahrtstrecke, sagt José Florez. Bezahlt werde mit einem Festgehalt und Prämien je nach gefahrener Strecke. Dass die Frau oder die Kinder mit im Truck sitzen, ist in Kolumbien keine Seltenheit. ^^

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    Die meisten Trucker beherrschen ihr Handwerk und meistern die engen, gebirgigen Straßen mit großer Gelassenheit und Präzision,:thumbup: auch wenn sie in bestimmten Abschnitten stundenlang kaum einmal über Tempo 30 hinaus kommen.:whistling:  So wie Cesar Correa, der seit 27 Jahren als Lkw-Fahrer arbeitet und seinen Truck kurz vor Bogotá noch einmal waschen lässt. Mit dem acht Jahre alten International macht der verheiratete Vater von zwei Kindern in der Woche rund 2.000 Kilometer, er liegt also ungefähr im kolumbianischen Durchschnitt. ;)

    Abenteuer Kolumbien:!:

    Auf der anderen Seite finanzierten die Rebellen ihren Krieg durch Geschäfte mit der Drogenmafia oder waren Teil derselben – und um diese Schattenwirtschaft langfristig in eine nachhaltige und nichtkriminelle Ökonomie zu überführen, sind gewaltige Anstrengungen seitens der Regierung notwendig.:rolleyes: Es gilt, die enormen sozialen Unterschiede und die Perspektivlosigkeit eines Teils der Bevölkerung in absehbarer Zeit zu überwinden.:whistling: Die sozialen Unterschiede schlagen sich auch im Straßenbild nieder.X/

    Quelle: http://vorschau.eurotransport.de/news/abenteuer…er-9971675.html

    Einmal editiert, zuletzt von hisco (6. April 2018 um 21:42)

  • Mit einem alten Magirus Deutz 36.000 Kilometer von Darmstadt nach Singapur – für Esther Krings und Jan Riedel das Abenteuer ihres Lebens:!:

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    Wohnung zum nächsten Ersten gekündigt, vom Arbeitgeber freigestellt und los geht’s auf eine unglaubliche Reise:!:

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    Jetzt heißt es Handanlegen, wie man sieht gibt es viel zu tun, damit wir überhaupt starten können:!:


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    Doch egal, um die Feinheiten des Innenausbaus muss sich eben einfach unterwegs noch irgendwo gekümmert werden. Am 7. April 2009 starten Esther Krings und Jan Riedel ihr „Project-Asia“: die Fahrt vom heimischen Darmstadt quer und längs durch den Orient und Asien nach Singapur.

    Den Magirus gibt es auf Ebay - der Innenausbau ist Eigenleistung:!:

    Was ein lang gehegter Traum des IT- und Wirtschaftsingenieurs und der Wellnesstherapeutin war, nimmt im Winter 2006 mit dem Spontankauf des Schweizer Magirus bei Ebay Fahrt auf und entwickelt sich zu einer Mischung aus Abenteuertrip und rollendem Hilfsprojekt. „Unser Gedanke war immer, dass wir, die sich den Luxus so einer Sache leisten können, damit versuchen wollen, anderen Menschen zu helfen“, erklärt Jan seine Beweggründe. Gesagt, getan: Nach über 1000 Stunden Innenausbau,:huh: inklusive Fußboden- und Wandheizung – die Tour führt schließlich auch in den Himalaja – und Außenrenovierung, brummt der 170 PS starke Oldie mit den beiden Weltenbummlern und verschiedenen Hilfsgütern an Bord los. Im Gepäck befinden sich unter anderem Reflektorbleche für einen Solarkocher in einem SOS-Kinderdorf in Kathmandu, Geh-Hilfen für körperlich behinderte Kinder in einem Heim im nordindischen Leh sowie 100 Paar nagelneue Socken für Kinder in einem Hostel, ebenfalls in der Nähe von Leh, in dem auch das Patenkind von Esther und Jan lebt. Für ihre Tour gründeten die beiden außerdem den gemeinnützigen Verein pro-asia e. V. und konnten im Vorfeld 35 Sponsoren für ihre Idee gewinnen.:thumbup:

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    Durch Österreich, Slowenien, Serbien und Bulgarien geht es zunächst in die Türkei, wo Jan den Innenausbau komplettiert. Danach weiter in den Iran. „Bei diesem ersten ,echten‘ Grenzübertritt hatten wir das Gefühl, jetzt geht’s richtig los“, erinnert sich Esther.;)

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    „In allen islamischen Ländern überhäufte man uns mit Gastfreundschaft, auch wenn es manchmal etwas mühselig war, da wir eigentlich nur halten und schlafen wollten, aber zur Attraktion des ganzen Dorfes wurden und damit keine Ruhe mehr hatten.“ In Erinnerung bleibt auch der Preis für den Liter Diesel: umgerechnet 1,5 Eurocent. Mit der letzten iranischen Tankfüllung rollt die Feuerwehr fast 3000 Kilometer durch Turkmenistan und Usbekistan.

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