Kippsattel-Fahrzeuge: Neue Kippsattellinie von Meiller
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Chefkonstrukteur Peter Hammers formuliert es kurz und knapp: "Wir
können auch anders." Er kennt die Geschichten, die sich um die
haltbaren, aber zu schweren Kippsattel-Fahrzeuge aus München ranken.
Bisher mussten Meiller-Verkäufer meist passen, wenn das Kundengespräch
sich stärker auf die Nutzlast fokussierte.
Aber jetzt soll alles anders werden – spätestens Anfang 2012, wenn die neue Generation Kippsattelfahrzeuge in Produktion geht.
Gewichtsvergleichen
mit Wettbewerbern gehen die Münchner dann nicht mehr aus dem Weg, auch
wenn die mit Fabelwerten werben. "Wir sparen bei den Materialstärken mit
Augenmaß", kontert Uwe Meißner. Ein Langzeit-Praxistest der Münchner
kommt zu dem Ergebnis, dass der Verschleiß an kritischen Stellen im Heck
durchschnittlich einen Millimeter Stahl pro Jahr abträgt. Schon deshalb
hält der Technikchef des Hauses Fahrzeuggewichte von weniger als fünf
Tonnen für dreiachsige Stahlsattelkipper für realitätsfremd.
Selbstbewusst schickt er hinterher: "Wir bauen keine Folienkipper."
Gleichzeitig rät er der Branche, bei Nutzlastvergleichen die Ausstattung
mit ins Kalkül zu ziehen. Stützen, Bedienstand, unterschiedliche Räder –
das alles koste oder spare Nutzlast und werde nicht überall in gleicher
Qualität montiert. Ein weiterer Diskussionspunkt ist das richtige
Muldenmaß. Mehr als 20 Kubikmeter Volumen hält Meißner bei einem
gewichtsoptimierten Sattelkipper für völlig ausreichend. Er belegt seine
These mit einer kleinen Rechnung. Wer Bitumen fährt, ein Schüttgut mit
mittlerem spezifischen Gewicht, bringt schon mit 17 Kubikmeter Ladung 40
Tonnen auf die Waage, wohlgemerkt bei einer betont leichten
Fahrzeugkombination.
Der Ganzstahlkipper in der Grundausführung soll nicht mehr als 5.600 Kilogramm wiegen
Der neue Dreiachs-Sattelauflieger, immerhin mit 24-Kubikmeter-Stahlmulde,
bringt leer 6.480 Kilogramm auf die Waage – gewiss kein
aufsehenerregender Wert. Doch der Konstrukteur rechnet vor: "Wir fahren
mit Bedienstand, Stahlstützen und Stahlrädern, obendrein führen wir eine
Kurbelplane mit." Auch der eckige Abschlusskragen am Heck, der das
Zuschütten der Räder verhindern soll, kostet zusätzlich Gewicht. In der
Grundausführung soll der Ganzstahlkipper nicht mehr als 5.600 Kilogramm
wiegen. Damit hält er ganz sicher Gleichschritt mit Produkten des
Wettbewerbs. Noch weiter auf Nutzlast lässt sich der Meiller-Dreiachser
trimmen, wenn man ihn auf Aluräder stellt, ihn mit Alu-Luftbehältern und
Scheibenbremsen fährt. Der Kunde verzichtet dabei auf den Bedienstand,
Teleskopstützen und die Rollplane. Die konsequente Straßenauslegung
findet in dünneren Lenkerfedern und schmäleren Luftfederbälgen ihren
Niederschlag.
Mit der Stahl-Halfpipemulde wird der Meiller-Kipper
bereits zum Alleskönner. Meiller bevorzugt Stahl der Güte HB450, auch
unter dem Markenbegriff Hardox bekannt. Dreilagig und überlappend
geschweißt, trägt die Mulde Materialstärke dort, wo sie gebraucht wird:
nämlich drei Millimeter Wandstärke und fünf Millimeter am Boden. "Bei
den neuen Mulden sparen wir rund 300 Kilo", kalkuliert Hammers. "Unser
Stahlallrounder wird etwa eine halbe Tonne leichter", sagt er.
Die Hydraulikpresse von Meiller braucht keine Diät
Am Rahmen drückt Meiller das Gewicht weiter. Rund 220 Kilo werden am
Rahmenkopf, an den Ecken und an der Gegenplatte gespart. Der Kunde müsse
aber nicht um die Solidität der Lösung fürchten, versichert Hammers.
Die entscheidende Rolle spielen Anzahl und Positionierung der
Querträger. Der Kipper überrollt Sinuswellen im Gelände steif, ganz ohne
Verwindung. Die verschlankte Kippwelle soll so robust wie eh und je
sein. "Die Hydraulikpresse von Meiller braucht keine Diät", erklärt
Hammers.
Die neue Kippbrücke sitzt 80 Millimeter tiefer im
Rahmen, der niedrigere Schwerpunkt des Fahrzeugs soll zu besseren
Fahreigenschaften beitragen. Ebenso die DLO-Achsen (Direkt-Luft-Achsen
mit obenliegender Feder, derzeit nach eigenen Angaben Meiller
vorbehalten) von BPW, die bei allen Meiller-Aufliegerfahrwerken zum
Einsatz kommen. Dank kürzerer Lenkerfedern trägt der Luftbalg die
Achslast statt sonst üblich zu 60 jetzt zu 80 Prozent und überragt das
Rad nicht nach hinten. So wird unliebsamer Kontakt mit Straßenfertigern
oder Schüttkegeln vermieden.
Zusätzlich spart die DLO-Achse, die
wahlweise mit Trommel- und Scheibenbremsen bestückt werden kann, noch
Gewicht – laut Konstrukteur Hammers sollen es insgesamt
30 Kilogramm
sein. Eine TEBS-Bremse von Wabco verzögert den Kippsattel. Das System
integriert EBS-Bremsen und ECAS-Luftfederung. Auch bei den Reifen spart
Meiller nicht. Montiert sind Goodyear oder Bridgestone – ebenfalls ein
Beitrag zum guten Ruf der Marke.
Meiller-Ganzstahl-Kippsattelauflieger-fotoshowImage-746ecd24-64707.jpg Miller-Airlight-DLO-Achse-BPW-fotoshowImage-81b12e01-64711.jpg Miller-Bedienstand-fotoshowImage-900ebbc5-64710.jpg
Miller-Ein-und-Ausstieg-fotoshowImage-b9d841f-64713.jpg Miller-Kippwellenlager-fotoshowImage-6d07f065-64709.jpg Miller-Sinuswellen-Rahmen-ohne-Verwindung-fotoshowImage-9aa2f20e-64708.jpg Miller-Teleskop-Fallstuetzen-fotoshowImage-c1997ae1-64712.jpg