Alkohol, zumindest in Maßen genossen, ist gesellschaftlich akzeptiert. Selbst hin und wieder ein Rausch ist noch kein Grund als Außenseiter dazustehen. Bei Jugendlichen ist es im Gegenteil derzeit "in", die "Festplatte zu löschen", d.h. in möglichst kurzer Zeit gezielt soviel harte Getränke zu konsumieren, dass ein Vollrausch garantiert ist.
Im Gegensatz zum Rauchen, dessen Schädlichkeit selbst in kleinen Dosen dokumentiert ist, gibt es gegen eine Konsumation geringer Mengen Alkohol aus medizinischer Sicht keine Einwände, sofern es sich beim Konsumenten um einen gesunden Erwachsenen handelt. Alkohol hat sogar gesundheitsfördernde Wirkung, allerdings wird der dokumentierte Nutzen bei der Verringerung der Herzkranzgefäßverkalkung und bei der geistigen Leistungsfähigkeit durch negative Effekte auf andere Organe (z.B. Leber, Bauchspeicheldrüse) und das erhöhte Krebsrisiko (beginnend bereits bei kleinen Mengen - kein Grenzwert des Beginns der schädlichen Wirkung) aufgehoben.
Diese Unschärfe in der Beurteilung dürfte einer der Gründe sein, warum Alkohol in Europa die Droge Nr 1 ist. So sterben in Österreich etwa 8000 Menschen jährlich an den Folgen des Alkohols und die Lebenserwartung ist bei Alkoholikern bis zu 20 Jahre verkürzt. Auch bei Jugendlichen ist Alkohol-Überdosierung an doppelt so vielen akuten Todesfällen Schuld wie Todesfälle durch harte Drogen (aber letztere kommen zumeist nur in die Schlagzeilen!). In Westeuropa ist der Anteil der Alkoholvergiftung an der Gesamtsterberate bei Jugendlichen 13 Prozent!
In Mittel- und Westeuropa verwenden ca 30 % der Männer und ca 10 % der Frauen Alkohol missbräuchlich. Von einer missbräuchlichen Verwendung spricht man dann, wenn die Personen die Gefährdungsgrenze durch Zufuhr von 60g (Mann) bzw. 40g (Frau) reinen Alkohol pro Tag überschreiten. Umgerechnet bedeuten 60g reiner Alkohol entweder 1.5 lt Bier oder 3 kleine Schnäpse (=6cl) oder 3 Viertel Wein.
Alkoholabhängigkeit
ist nach ICD-10 Kriterien eindeutig definiert. Sie ist gegeben, wenn drei der nachfolgenden sechs Kriterien erfüllt sind:
- starker Wunsch oder Zwang, Alkohol zu konsumieren
- verminderte Kontrollfähigkeit des Konsums
- körperliche Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion der Alkoholzufuhr
- Toleranzentwicklung, d.h. die Notwendigkeit, höhere Dosen zu konsumieren, um die gleiche Wirkung zu erzielen
- Vernachlässigung anderer Interessen oder Hobbies zugunsten des Alkoholkonsums
- anhaltender Substanzgebrauch trotz Nachweis eindeutig schädigender Folgen.