Volvo FH: Schwergewicht mit vielen Neuerungen - Teil 2
Fahrzeugparameter online kalibrieren
Und endet noch lange nicht beim sogenannten Telematik-Gateway, über
das die Werkstatt beim neuen Volvo sogar drahtlos auf alle Eckdaten des
Fahrzeugs zugreifen und sich so optimal auf das vorbereiten kann, was
sie beim Einlaufen des Lkw erwartet. Umgekehrt kann die Werkstatt so
auch warnen, um es zu einer Panne erst gar nicht kommen zu lassen. Per
»Fahrzeugparameter online« können die Serviceleute generell auch aus der
Ferne auf den Lkw zugreifen und zum Beispiel gewisse Parameter zu
kalibrieren.
Obendrein wird Volvo diese Telematik-Plattform
nutzen, um die Software der vielen elektronischen Helferlein im neuen FH
bei Bedarf und aus der Ferne ein regelmäßiges Update angedeihen zu
lassen. Das Spektrum reicht von der I-Shift Schaltstrategie bis hin zu
Motorsteuerung. Insgesamt verspricht und garantiert Volvo sogar jedem,
der den neuen Service-Vertrag Gold abschließt, eine hundertprozentige
Fahrzeugverfügbarkeit in den ersten sechs Jahren (Ersatzfahrzeug im
Pannenfall eingeschlossen).
Verbesserung der bewährten Kabine
Bei der Kabine wiederum sind die Neuerungen nicht so radikal wie beim
Rest des Fahrzeugs, in mehrerlei Hinsicht aber dennoch bemerkenswert.
Bewährtes verbessern, zugleich aber manch alten Zopf abschneiden und
radikal erneuern: Das dürfte das Motto gewesen sein, unter dem sich
Volvo an die Neukonzeption der FH-Kabine gemacht hat. Beispiel
Innenarchitektur: Da bleibt es oben unter der Stirn bei der praktischen
Aussparung mittig in der Front, die für viel Ellenbogen- respektive
Schulterfreiheit beim Umkleiden steht. Einst aus der Not der deftig
schräg gestellten Frontscheibe geboren, verleiht dieses Merkmal jetzt
dem Inneren neuen FH-Kabine ein besonders luftiges Wesen.
Obendrüber
setzt zudem eine überdimensionale Dachluke an, die den Raum zudem mit
Licht flutet. Auch bei diesem Detail verknüpfen die Schweden noch einmal
das Angenehme mit dem Nützlichen: Im Falle eines Falles fungiert dieses
Oberlicht zudem als Notausstieg.
Den hält Volvo im neuen FH für
nötig, weil die Frontscheibe nun geklebt ist und somit nicht mehr
herausgetreten werden kann. Auch ihr Layout steht übrigens ganz im
Zeichen von mehr Licht und besseren Sichtverhältnissen. Zusammen mit den
deutlich schlankeren A-Säulen und den stark nach unten gezogenen
Seitenscheiben bringt diese neue Architektur deutlich mehr
Panoramaqualitäten als der bisherige FH.
Dritte im Bunde der das
Fahrerhaus erhellenden Maßnahmen sind schließlich die neuen, nahezu
gehäuselosen und entsprechend schlank ausgeführten Spiegel. Ganz neue
Saiten zieht Volvo aber auch bei der Armaturentafel auf. Vorbei sind mit
dem neuen FH zum Beispiel die Zeiten des dicken Knubbels, der knorrig
aus der Mitte der Armaturentafel hervorwuchs. Ihn hat eine sanftere
Innenarchitektur abgelöst, die ganz im Zeichen fließender Formen und
nobel mattierter Flächen steht.
An Format gewonnen hat nicht
zuletzt der Stauraum im FH. Dank größer ausgelegten Kabinengehäuses
konnten auch sie wachsen. Auf 300 Liter mehr Stauraum beziffert Volvo
den Gewinn, den der neue FH beim Gesamtstauraum erzielen soll. Mit von
der Partie sind da jetzt jeweils zwei Außenstaufächer (das obere von
innen wie von außen zugänglich) pro Flanke statt bislang nur jeweils
einem Bunker. Für die unteren Außenfächer bietet Volvo als Novum einen
passgenauen Siebenliter-Wassertank mit Zapfhahn an.
Es gibt es
nun auch im Volvo endlich (nach Mercedes und MAN) eine Standklimaanlage,
die aber ganz anders funktioniert als die eisblockbasierten Anlagen der
deutschen Wettbewerber. »I-Park-Cool«, wie Volvo die integrierte und
besonders leichte Anlage nennt, arbeitet batteriegespeist auf
Kompressorbasis. Zu kühlen hat sie im Maximum ungefähr einen Kubikmeter
mehr an Raum als beim alten FH. Auf genau diesen Wert beziffert Volvo
den Raumgewinn mit der neuen Kabine bei Globetrotter XL.
Der große Wurf
Der größte Glücksfall in der Geschichte der Volvo-Lkw: So wird der FH
von 1993 in die Annalen eingehen, mit dem Volvo einen mutigen Schritt
in wirtschaftlich prekärer Zeit tat..Schon äußerlich schien der Neue mit
seiner extravaganten Erscheinung seinerzeit von einem andern Planeten
zu stammen. Auch bei der Technik schlug der FH von 1993 ein ganz neues
Kapitel auf. Der neue Motor-Stückzahlträger D12A zum Beispiel (340 bis
420 PS) war der erste seiner Art mit elektronisch gesteuerten
Pumpe-Düse-Elementen.
Mit dem FH war der erste moderne Lkw
heutiger Prägung geboren. Der Zuspruch von Käuferseite war entsprechend.
Sobald es Mitte der 90er Jahre wirtschaftlich wieder aufwärts ging,
konnte sich Volvo vor Aufträgen kaum retten. Lange waren gang und gäbe.
Nur logisch also, dass Volvo den Renner auch nach Südamerika brachte und
bald zur weltweiten Plattform fürs globale Geschäft inklusive den
US-Aktivitäten kürte. Der bekannte FH stand stetig unter Dampf und ist
auch heute noch – von ganz wenigen Abstrichen abgesehen – weiterhin ein
Fahrzeug von Format. Er legt die Latte hoch. Für den neuen FH gilt
derweil: Anlauf hat er nun ja schon reichlich genug genommen.
Tradition und Innovation
Bis Ober- statt wie bisher Unterkante Windschutzscheibe reicht nun
der Kubus bei der FH-Kabine. Weiter aber auch nicht. Drüber geht's in
bekannter Manier windschlüpfrig weiter. Nicht Raumgewinn, sondern
Aerodynamik muss also ganz oben auf der Prioritätenliste gestanden
haben. Und: Das Anknüpfen ans gewohnte FH-Bild spielte beim Design eben
eine zentrale Rolle: »Unser Ziel bestand darin«, sagt Designer Asok
George, »den neuen FH genau zu dem Lkw zu machen, der den höchsten
Wiedererkennungswert besitzt.« Der Rest der stattlichen Erscheinung
zeigt aber ganz klar, dass Volvo mit dem neuen FH eben auch einen ganz
neuen Aufschlag macht. In trutziger V-Form und mit kräftigem Strich
modelliert präsentiert sich zum Beispiel der neue Kühlergrill. Keinen
Platz mehr hat auf ihm nun das Markenemblem mit dem Zeichen des Mars am
silberfarbenen Rund. Es wandert nach oben in die abgedunkelte obere
Partie der Frontklappe, die den optischen Schwerpunkt senkt. Die Flanke
des neuen FH schließlich steht von Kopf bis Fuß ganz im Zeichen
dynamisierter, nach vorn hin steil abfallender Linien, die auch noch im
Stillstand schwer nach Schubkraft aussehen.
Quelle:https://trucker-forum.at/www.eurotransport.de