Lkw-Markt: Daimler muss in Indien aufholen
[Blockierte Grafik: http://img2.eurotransport.de/Daimler-Werk-Indien-Oragadam-2012-articleOpeningImage-940d8f8d-74369.jpg]
Daimler will den boomenden Lkw-Markt in Indien nicht mehr der
Konkurrenz überlassen. Die Wende bringen soll ein eigenes Werk für
überwiegend lokal produzierte Laster. Der Alleingang der Schwaben hat
aber auch seine Tücken - noch fehlt etwa ein dichtes Händlernetz.
Der Autobauer Daimler will sein Nischendasein auf dem rasant
wachsenden Lkw-Markt Indien endlich beenden und der Konkurrenz dort das
Fürchten lehren. Konzernlenker Dieter Zetsche und sein Nutzfahrzeugchef
Andreas Renschler eröffneten am Mittwoch im indischen Oragadam ein
Lkw-Werk und bliesen zum Angriff auf die Wettbewerber. Laut ihrer
Kampfansage wollen die Stuttgarter in Indien schon bald jedes Jahr
Zehntausende Laster der neuen Daimler-Marke Bharat-Benz verkaufen. Sie
soll die für Indiens Straßen nötige Schlichtheit mit hohem technischen
Standard vereinen.
Mehr noch: Zetsche erklärte das Wagnis in
Indien zur Nagelprobe für die gesamte Lastwagensparte der Schwaben. "Auf
lange Sicht gesehen könnte man sagen: Wenn Du es hier nicht schaffst,
schaffst Du es überhaupt nicht", sagte Zetsche in seiner Rede. Indien
ist bereits heute der weltweit drittgrößte Lkw-Markt und wächst schnell.
Renschler zufolge machte Daimlers Zielsegment moderner, robuster Lkw im
Jahr 2010 gerade einmal vier Prozent des gesamten indischen
Lastwagenmarktes aus. "2020 wird diese Zahl auf fast 80 Prozent
angestiegen sein." Genau diesen Trend wolle Daimler nutzen und dafür die
günstigen lokalen Produktionskosten des Landes mit Know How aus dem
globalen Daimler-Netz kombinieren, darunter Japan und die Türkei.
Daimler spielt in Indien bisher keine Rolle
Der deutsche Konzern spielt bisher praktisch keine Rolle auf dem
indischen Nutzfahrzeugmarkt, dem Experten weiterhin atemberaubendes
Wachstum vorhersagen, so dass er bald schon zum global größten Markt
China aufschließen könnte. "Er wird bis zum Ende des Jahrzehnts zur
Nummer zwei aufsteigen", unterstrich Zetsche. In China baut Daimler Lkw
zusammen in einem Joint Venture mit dem chinesischen Lkw-Bauer Foton.
In
Indien aber reden die Schwaben bisher lediglich ein Wörtchen mit im
kleinen Premiumsegment der starken Lkw, die etwa für die Arbeit in Minen
gebraucht werden. Denn seit 2007 exportieren sie ihr Flaggschiff Actros
auf den Subkontinent. Vergangenes Jahr kamen von dem Modell jedoch nur
gut 200 zusammen. Das Volumengeschäft machen andere, etwa Marktführer
Tata, der rund 70 Prozent Anteil hat. Es folgen Ashok Leyland und
Eicher. Nun will Daimler das Feld von hinten aufrollen - alleine und so
zu 100 Prozent auf eigenes Risiko.
Neues Werk wurde in zwei Jahren aus dem Boden gestampft
Ausgangspunkt für die geplante Aufholjagd ist das neue Werk in
Oragadam, das Daimler für gut 700 Millionen Euro Kosten binnen zwei
Jahren aus dem Boden stampfte - Testgelände und Forschung inklusive. Die
Logistikstränge der Fabrik sind für das Unternehmen eine Premiere. Die
100-prozentige Tochterfirma Daimler India Commercial Vehicles leistet
den Bau der Bharat-Benz-Laster den Angaben zufolge zu 85 Prozent mit
Hilfe lokaler Zulieferer aus Indien. Der Rest kommt aus Daimler-Regalen
in Übersee.
In Indien wagt sich Daimler nun ohne lokalen Partner
ins Geschäft - das frühere Joint Venture mit der Hero Group war in der
Finanzkrise zerbrochen. Der Alleingang verspricht zwar ungeteilte
Gewinne - aber andererseits ist er auch eine Achillesferse. Daimler
fehlt noch ein flächendeckendes Händlernetz. Die Stuttgarter müssen
vorhandene Verkäufer bewegen, neben deren etablierten Marken künftig
auch Bharat-Benz anzubieten. Ende des Jahres will Daimler in Indien
Händler an 70 Standorten haben. Bis 2014 sollen es 100 Orte sein.
Daimler-Manager Hans Luedecke aus der Chefetage in Indien sagte vor
Journalisten, dass sein Team 2013 rund 12.000 Bharat-Benz in Indien
verkaufen wolle; 2014 dann schon 36.000. Bei dieser Zahl endet die
aktuelle Kapazität des neuen Werkes, das aber von 2014 an rechtzeitig
auf gut 70.000 Fahrzeuge Jahresleistung ausgebaut werden soll. 2011
stand Indiens Lkw-Markt für gut 330.000 Fahrzeuge.
Quelle:https://trucker-forum.at/www.eurotransport.de